Full text: Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet (Kursus 2)

136 Neue Geschichte. 
und Zwingli selbst trat am 2. April 1524 in den Stand der heiligen Ehe. 
Sein evangelisches Glaubensbekenntnis legte er bald darauf (1525) in dem 
Buch: „von der wahren und falschen Religion" nieder. 
Zwingli n. Zwingli und Luther stimmten in den meisten Punkten überein; in 
ther. «)er gefjre Don dem Abendmahle aber wichen sie von einander ab. Zwingli 
gab den Einsetzungs-Worten (Matth. 26, 26 — 28) eine bloß sinnbildliche 
Auslegung, während Luther am Buchstaben festhielt. Diesen Streit auszu- 
gleichen, lud der Landgraf Philipp von Hessen (S. 128 Anm. 3) die beiden 
Marburg Reformatoren zu einer Unterredung (1529) nach Marburg ^ ein. Sie 
erschienen. Luther schrieb in lateinischer Sprache mit Kreide auf den Tisch: 
„Das ist mein Leib!" und kam immer auf diesen Satz zurück. Auch Zwingli 
gab nicht nach, und so blieb denn eine Trennung zwischen den Lutheranern 
und den Anhängern Zwinglis, d. i. den Reformierten. 
Was Zwingli von Luther hielt, geht aus seinen Worten hervor, indem 
er sagt: „Luther ist, als mich bedünkt, so ein trefflicher Streiter Gottes, der 
da mit großem Ernste die Geschrist dnrchfündelet (durchforschet), als keiner 
in tausend Iahren je gewesen ist; (ich achte es hier nicht, daß mich die 
Päpstler mit ihm einen Ketzer schelten werden), und mit dem männlichen, 
unbewegten Gemüt, damit er den Papst von Rom angegriffen hat, ist ihm 
keiner nie gleich worden, als (so) lang das Papsttum gewähret hat. Wes 
ist aber solche That? Gottes oder Luthers? Fragst' den Luther selbs, weiß 
ich wohl, er spricht: „Gottes!" — Auch späterhin äußerte Zwingli mehrmals: 
„Es wären keine Leute ans Erden, mit denen er lieber einig fein möchte, 
als mit den Wittenbergern." 
Slusbret* g Die Reformation von Zürich faßte auch in anderen Teilen der 
9Jefor*r Schweiz festen Fuß und fand in Glarus, Basel, Schaffhausen, Appen- 
Nation, zell, Graubünden, besonders aber in Bern freudige Aufnahme. Die 
übrigen Kantone dagegen blieben dem alten Kirchenglauben getreu und traten 
bald feindselig gegen Zürich auf. Zürich, die Wiege der schweizerischen Re¬ 
formation, fühlte sich bedroht und schloß mit Bern ein Schutz- und Trutz- 
bündnis, in das auch Biel2, Mühlhaufen2, Basel und St. Gallen aufge- 
nommen wurden. Sobald diese Vereinigung bekannt wurde, schlössen (1529) 
Lnzern, Uri, Schwyz, Unterhalten und Zug, in der Geschichte jener 
Zeit „die fünf Kantone" genannt, ein Gegenbündnis. Man sah, daß der Kamps 
Kappel nahte. Nach zwei Iahren (11. Oktober 1531) kam es bei Kappel2 zur 
1531. Schlacht. Die Züricher wurden von der Übermacht besiegt; auch Zwingli, 
der unter den Vordersten stritt, wurde durch einen Steinwurf so arg ver¬ 
wundet, daß er zu Boden sank. Die Sieger fanden ihn mit zur Erde 
gekehrtem Gesicht. Umgewendet, ward er aufgefordert, die heilige Jungfrau 
anzurufen. Wiederholt schüttelte er das Haupt. Mit dem Zuruf: „So stirb 
denn, hartnäckiger Ketzer!" empfing er den Todesstreich. Noch an demselben 
Tage wurde feine Leiche als die eines Ketzers verbrannt. 
Aber das Licht, das Zwingli in der Schweiz angezündet hatte, ward 
von anderen, die sich nach ihm gebildet hatten, erhalten und verbreitet, vor- 
1 Zu Marburg (an der Lahn) war durch denselben Philipp in dem Jahre 
1527 die erste protestantische Universität errichtet worden. 
2 Biel, Stadt im Osten des Kanton Bern, am Fuße des Jura. — Mühl- 
hausen, Stadt im südlichen Elsaß, von 1798—1871 französisch, jetzt deutsch. 
Kappel, Dorf südlich von Zürich.
	        
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