Full text: Brandenburgisch-preußische Geschichte (Cursus 3)

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Wenzel. — Sigismund. 
Universität Prag, auf welcher er viele brandenburgische 
Jünglinge auf seine eigene Kosten ausbilden ließ. Karl starb 
1378. Ihm folgte auf dem Kaiserthron sein Sohn Wenzel, 
während sein Sohn Sigismund die Kurmark und sein Sohn 
Johann die Neumark erhielt. 
Sigismund war erst elf Jahre alt als er zur Regierung 
kam. Meist hielt er sich in Ungarn aus, um die dortige Erb¬ 
prinzessin zu ehelichen und dadurch die Krone des Landes zu 
erhalten. Nur zweimal kam er im Ganzen in die Mark, die er 
durch gewissenlose Statthalter regieren ließ und deren Ausgabe 
es war, ihm so viel Geld wie möglich nach Ungarn zu schicken. 
Da es ihm aber trotzdem alle Augenblicke an demselben fehlte, 
so machte er keine Unistände, Städte, Ländereien, Forsten und 
Zölle zu verpfänden, ja endlich verpfändete er sogar das ganze 
Land an seine Vettern, die Markgrafen Jobst und Prokopius 
von Mähren, von denen letzterer bald starb. Da Jobst ein 
höchst geldgieriger Mann war, so benutzte dieser erst recht das 
Land als Geldquelle. Er kam nicht anders in dasselbe, als 
um die von seinen Statthaltern erpreßten Summen in Em¬ 
pfang zu nehmen und ihnen Mittel und Wege zu neuen Er¬ 
pressungen an die Hand zu geben. Auf diese Weise konnte es 
nicht ausbleiben, daß das Elend im Lande die höchste Stufe er¬ 
reichte. Von Gesetz und Ordnung in demselben war bald gar 
keine Rede mehr. Die Reisenden wurden aus den Landstraßen 
beunruhigt, überall wurde geplündert und gemordet, und wer 
sein Recht nicht mit eigener Faust erzwingen konnte, war ver¬ 
loren. Ganz besonders arg aber hauste der Adel, von denen 
die Geschlechter der Qnitzowe, Roch owe und Putlitze sogar 
die Anführer, von Räuberbanden waren. 24 Burgen besaßen sie, 
und von diesen beherrschten sie das Land. Wer vor ihnen sicher 
sein wollte, mußte ihnen Abgaben entrichten. Ja, einst fielen 
sie sogar den Herzog von Mecklenburg, welcher den Jobst in 
Berlin zu einem Feste besuchen wollte, an, plünderten ihn aus 
und sperrten ihn in ein Gefängniß. Drei Jahre lang mußte er 
in demselben trotz aller Gegenvorstellungen des Jobst weilen, 
wonach es ihm gelang, zu entwischen. Diesen bejammernswerthen 
Zustand des Landes benutzten natürlich auch die äußern Feinde 
und rissen ein Stück nach dem andern von ihm los. Zum 
Glück für die armen Brandenburger starb endlich Jobst (1411), 
und nun fiel die Mark wieder an Sigismund zurück, der 
inzwischen deutscher Kaiser geworden war. Einige Jahre früher
	        
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