Von der ersten französische n Revolution bis zur Gegenwart. 269
ältester Sohn Don Pedro als Kaiser von Brasilien nicht die portu¬
giesische Königskrone tragen durfte, so hatte er die Regierung seiner
unmündigen Tochter Donna Maria da Gloria bestimnlt, dem aus der
Verbannung zurückberufenen Bruder Don Miguel die Regentschaft bis
zur Volljährigkeit der Königin übertragen und dem Lande eine frei¬
sinnige Verfassung verliehen. Kaum sah sich Don Miguel wieder im
Besitze der Gewalt, so hob er sofort die kaum beschworene Verfassung
auf und ließ sich selbst zum unumschränkten Könige erklären (1828).
Mittlerweile hatte der Kaiser Don Pedro von Brasilien zu Gunsten
seines Sohnes die Krone niedergelegt; er landete mit einem Heere in
Portugal, nöthigte den eidbrüchigen Bruder nach einem zweijährigen
Kampfe der Krone zu entsagen (1834) und stellte die Cortesverfassung
wieder her. Im nämlichen Jahre starb Don Pedro, und seine Tochter
bestieg den Thron. Sie vermählte sich mit dem Herzog August von
Leuchtenberg und nach dessen bald daraus erfolgtem Tode mit dem
Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg. Sie starb 1853 und hinter¬
ließ ihrem ältesten Sohne Don Pedro V. den Thron; Don Miguel
lebt noch in der Verbannung und hat sich 1851 mit einer Prinzessin
von Löwensteiu-Werthheim vermählt. Auf Pedro V. folgte im No¬
vember 1861 sein Bruder Louis Philipp k.
§. 31. Die Julirevolution und ihre Folgen (1830).
Ludwig XVIIT. hatte sich die Liebe und das Zutrauen des fran¬
zösischen Volkes nicht zu erwerben gewußt. Noch weniger gelang dies
seinem Bruder und Nachfolger Karl X. (1824—1830), welcher dem
Adel und der Geistlichkeit sein ganzes Vertrauen schenkte, um die
Stimmung des Volkes sich aber gar nicht bekümmerte. Der Herzog
von Angouleme und dessen Gemahlin, Maria Theresia, die 1795 frei¬
gegebene Tochter Ludwigs XVI., waren mit bitterem Grolle gegen die
Revolutionsmänner erfüllt und beredeten in Verbindung niit den Mini-
stern den König zu Maßregeln, welche das Gefühl des Volkes tief
verletzten. Die ihrer Güter verlustig gegangenen Emigrirten erhielten
eine Summe von 1000 Millionen Franken Entschädigung, die Priester¬
herrschaft 'und das königliche Ordenswesen wurden wieder hergestellt,
und die Jesuiten erhielten abermals den Jugendunterricht und großen
Einfluß. Da die Kammer unumwunden ihre Unzufriedenheit zu er¬
kennen gab, so löste sie das Ministerium Polignac auf; aber bei der
neuen Wahl traten noch mehr Gegner der Regierung ein. Polignac
suchte, um die Aufmerksamkeit der französischen Nation auf das Ausland
Die Restau¬
ration tn
Frankreich
unter Lud¬
wig xvm.
und Karl X.