Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Zweite Periode des Mittelalters. 
Herrn und rufe Gott zum Zeugen Deiner Unschuld an; dann will ich 
Dich in alle Deine Würden wieder einsetzen und fortan Dein Ver¬ 
theidiger sein." Heinrich erblaßte; er fühlte sich nicht frei von Schuld 
und entzog sich dem Gottesgericht. Nach der Messe lud Gregor den 
König zum Frühmahle ein, unterredete sich mit ihm und entließ ihn 
unter ernsten Ermahnungen. 
Heinrich wird Heinrich fand die Stimmung der lombardischen Großen ganz ver- 
b°ard/n ver-ändert. Sie empsingen den König schweigend, kalt, mit Verachtung; 
achtet, die Bürger nahmen ihn nicht in die Städte aus und kamen ihm auch 
nicht entgegen, sondern brachten ihm hinaus in sein Lager vor die Stadt, 
was sie zu liefern gehalten waren. Jetzt enipfand Heinrich die erlit¬ 
tene Demüthigung doppelt; er änderte seine Gesinnung, brach sein Wort, 
sammelte die lombardischen Großen wieder um sich und hinderte die 
Diedeutschen Reise des Papstes nach Augsburg. Da traten die deutschen Fürsten 
d^!f° ™ Forchheim zusammen und wählten aus Anrathen päpstlicher Gesandten 
von Schwa-den Herzog Rudolf von Schwaben zum König (1077). Derselbe ward 
Kbntge' st^aib zu Mainz gekrönt, aber am nämlichen Abend von den Bürgern 
zur Stadt hinaus gejagt. Auf die Nachricht von Rudolfs Wahl er¬ 
schien Heinrich mit einem Heere in Deutschland, ließ in Ulm seinen 
Gegner durch einen Fürstenrath zum Tode vernrtheilen und dessen 
Herzogthum Schwaben dem treuesten seiner Freunde, Friedrich von 
Hohenstaufen, zuerkennen. Der Krieg zwischen Rudolf und Heinrich 
Rudolf fällt dauerte drei Jahre. In der Schlacht bei Merseburg siel Rudolf durch 
^ Gonmeds^ ^ des Herzogs Gottfried von Bouillon, welcher die Reichsfahne 
vonBouillon. trug und den Gegenkaiser tödtlich verwundete. 
Jetzt mehrte sich Heinrichs Anhang rasch. Gregor hatte nämlich 
geweissagt, noch in diesem Jahre (1080) werde der falsche König 
sterben; er hatte Heinrichs Tod gemeint, Rudolfs Tod war erfolgt. 
Heinrich eilte 1081 nach Rom, um den Papst abzusetzen. Alles zitterte 
für Gregor; nur der alte, kränkliche Mann behielt seine Fassung inid 
Gregor muß gab nicht nach. Selbst als Heinrich nach langer Belagerung Rom 
fassen^unb e’nnslfym (1083), und die unzufriedenen Römer ihn bedrohten, zog sich 
stirbt in der Gregor in die feste Engelsburg zurück und wartete auf die Hülfe des 
Normannenherzogs Robert Guiscard. Vor diesem zog sich Heinrich 
zurück. Gregor aber, welcher sich in Rom nicht mehr sicher glaubte, 
begab sich nach Salerno, erneuerte den Bannfluch gegen Heinrich und 
starb bald nachher (1085). Seine letzten Worte waren: „Ich habe 
die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt; tarum sterbe ich in 
der Verbannung."
	        
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