— 55—
Stein darauf. Da es abend geworden war, wollte er sich mit Stahl und Feuerstein ein
Licht anschlagen. Plötzlich blitzte und knallte es ihm um die Ohren, und der Stein vom
Mörser schlug krachend gegen die Decke. Ein Funken war in den Mörser gefallen und hatte
die Mischung entzündet. Erschrocken und von Staunen ergriffen, stand Berthold da. Er
stellte aufs neue Versuche an; die Wirkung war immer dieselbe, und — die Schleuderkraft
des Pulvers war entdeckt.
Die ersten Feuerwaffen tauchten um das Jahr 1320 auf. Sie waren sehr
schwer zu laden und hatten einen unsicheren Schuß, so daß sie der Armbrust und
dem Bogen noch keineswegs überlegen waren. Auch die Kanonen, aus denen
man anfangs mit Steinen schoß, waren von ungeheurer Größe und sehr schwer
fortzuschaffen. Die Feuerwaffen fanden daher sehr langsam Eingang in die Heere,
und noch im 30jährigen Kriege bestand die Hälfte des Fußvolks aus Hellebardieren
und Pikenieren. Erst nachdem man durch Erfindung des Bajonetts Spieß und
Muskete in einer Waffe vereinigt hatte, wurde die gesamte Infanterie (zuerst
unter Prinz Eugen vor etwa 200 Jahren) mit dem Feuergewehre ausgerüstet.
2. Buchdruckerkunst. 1440. Vor Erfindung der Buchdruckerkunst wurden
die Bücher durch Abschreiben vervielfältigt, womit sich besonders die Monche
beschäftigten. Doch waren solche Bücher sehr teuer; eine Bibel bezahlte man z. B.
mit 2 —3000 M. Später schnitt man allerlei Heiligenbilder in Holz und druckte
sie ab. Ebenso versuchte man es mit ganzen Kapiteln aus der Bibel. Aber das
war immer noch sehr mühsam. Da kam Johann Gutenberg aus Mainz auf den
Gedanken, die Buchstaben einzeln herzustellen und zu Wörtern zusammenzusetzen,
nach vollendetem Druck aber wieder auseinander zu nehmen und zu anderen Wörtern
zu verwenden. Derartige von ihm geschnitzte Lettern sind noch jetzt in Mainz
vorhanden. Sie sind aus Birnbaumholz geschnitzt und etwa 4 em lang.) Später
erfand er die Kunst, die einzelnen Buchstaben aus Metall zu gießen. Die Geld—
not zwang ihn, sich mit dem reichen Goldschmied Fust und dessen Schwiegersohn
Peter Schöffer zu verbinden. Schöffer ist der Erfinder der noch jetzt gebräuchlichen
Druckerschwärze. Die schon im frühen Mittelalter gemachte Erfindung des Leinen—
papiers kam der Buchdruckerkunst sehr zu statten. Vorher hatte man Pergament
und Baumwollenpapier.
3. Die erste gedruckte Bibel. Das erste große Druckwerk war eine latei—
nische Bibel. 12 Bogen waren bereits gedruckt. Da forderte Fust sein geliehenes
Geld zurück, und da Gutenberg nicht bezahlen konnte, gingen seine Druckmaschinen
in die Hände Fusts und dessen Schwiegersohnes Peter Schöffer über. Diese
vollendeten nun das Bibelwerk und teilten sich den Gewinn allein. Aber Guten—
berg verzagte nicht. Von einem Freunde unterstützt, fing er wieder eine eigene
Druckerei an, übergab sie jedoch bald einem Verwandten. Er starb 1468 als
kurfürstlicher Hofkavalier. Seine Gebeine ruhen in der Kirche des heiligen
Franziskus zu Mainz.
4. Die ersten gedruckten Bücher erregten wegen ihres billigen Preises
großes Aufsehen. Die Mönche aber, denen ihr Verdienst genommen war, ver—
schrien sie als Teufelswerk und sagten, die roten Buchstaben auf den Titelblättern
seien mit Menschenblut geschrieben. Anfangs blieb die Druckerei ein großes Ge—
heimnis. Die Gesellen arbeiteten hinter Schloß und Riegel. Als aber die Fust—
Schöffersche Druckerei abbrannte, sioben die Druckergesellen in alle vier Winde,
und nach 50 Jahren fanden sich bereits in allen Läudern Europas Druckereien.
5. Sonstige Erfindungen. Das Mittelalter war sehr reich an Erfindungen
aller Art. Während früher zur Bestimmung der Zeit besonders Sand- und