Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserw. re. 95 
21. Die Reiche der Angelsachsen und Normannen. 
1. Alfred der Große von England (671 —901). 
Dem Könige Egbert, welcher die sieben angelsächsischen Königreiche 
in England (827) vereinigt hatte, folgte sein Sohn Aethelwelf. Dieser 
erhielt von seiner Frau 5 Söhne, von denen der jüngste, Alfred, der 
Liebling der Eltern, des Vaters Thron erbte. Schon im 5. Jahre 
hatte der Vater ihn mit sich nach Rom genommen und vom Papste 
krönen lassen. 
Osburga hatte den kleinen Alfred die alten Heldenlieder der Angel- Alfred der 
sachsen kennen gelehrt und seine Brust für Heldenthaten empfänglich ^°^be- 
gemacht. Klugheit, ein kräftiger Arm und Uebung in den Waffen Thron m 
zeichneten den heranreifenden Jüngling Vortheilhaft aus und kamen ihm 
im Kriege gegen die Dänen trefflich zu Statten. So nannte man 
nämlich in England die schlinimen Gäste, welche im Frankenreich Nor¬ 
mannen und in Rußland Waräger oder Wäringer hießen und als 
kühne Seeräuber und harte Landplage lange gefürchtet waren. Das und bekriegt 
kräftige Naturvolk, an Jagd und Krieg, Hunger und Durst, Gefahr ^rmann!n" 
und Noth gewöhnt, falsch und verschlagen, ehr- und hcrrschsüchtig, grau¬ 
sam und blutdürstig, fuhr auf kleinen Booten unstät umher, drang auf 
den Strömen landeinwärts vor und brandschatzte Land und Leute. 
(S. 72). Auch England ward von ihnen heimgesucht, und 4 Brüder 
Alfreds waren bereits im Kampfe gegen die Dänen gefallen, als er 
871 den väterlichen Thron bestieg. Alfred war damals 22 Jahre 
alt und hatte anfangs wegen einer seltsamen Krankheit die Krone aus- Alfreds 
geschlagen. Die Aerzte vermochten sie nicht zu heilen. Sie erfaßte Krankheit, 
ihn oft und unerwartet; vom 20. Jahre kehrte der Anfall täglich wieder, 
und nur ein Heldengeist, wie ihn Alfred besaß, vermochte so schweres 
Leiden zu überwinden. 
Alfred vertrieb die Dänen mehrmals; allein es kehrten stets neue 
Schaaren wieder. Da beschloß er eine Flotte zu bauen und das Kriegs¬ 
glück auf der See zu versuchen. Anfangs focht er glücklich; allein die Die Nor- 
launifche Kriegsgöttin wandte sich, und die Angelsachsen verloren mehrere DbeT 
Schlachten. Alfred flüchtete sich mit wenigen Begleitern in die Sümpfe winmn die 
und Marschen der Grafschaft Sommerfet, wo er sieb kümmerlich nährte. Oberhand, 
Einmal fand er Ausnahme bei einem Hirten; während er am Heerde 
saß und Pfeile schnitzte, befahl ihm die Frau auf das Brod zu achten, 
welches sie in den Ofen schob. Allein Alfred dachte an sein Volk und Alfred zieht 
an Maßregeln gegen die Dänen; das Brod verbrannte, und die Frau'" 
warf ihm scheltend vor, daß er besser Brod zu essen als zu backen
	        
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