Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Zweite Periode des Mittelalters. 
großen Undank geerntet; er sollte nach Heinrichs Ansicht es in seinem 
Amte redlicher mit den Sachsen, als mit seinem Könige gemeint haben. 
Darum sann Heinrich auf Ottos Demüthigung. Ein Mann von vor¬ 
nehmer Abkunft, aber zweideutigem Rufe, Namens Egeno, ließ sich 
bewegen, eine Anklage gegen Otto zu erheben, er habe ihn bestechen 
wollen, den König zu ermorden. Als Otto sich auf einem Fürsten- 
tage zu Mainz feierlichst gegen dieses niederträchtige Bubenstück ver¬ 
wahrte, legte der König dem Herzog aus, am 1. August 1070 zu 
Goslar im Zweikampfe mit Egeuo sich von der Anklage zu reinigen. 
Obwohl die Fürsten über den Spruch des Königs sehr aufgebracht 
waren, so war Otto doch bereit sich zu stellen. Allein da Heinrich 
ihm kein sicheres Geleit gewähren wollte, so verließ Otto Goslar und 
kehrte heim. Jetzt entsetzte Heinrich den Herzog seiner Würde und 
belehnte damit dessen Schwiegersohn Welf von Baiern. Der Krieg 
war unvermeidlich. Nach einigen unbedeutenden Gefechten gerieth Otto 
in Gefaugeuschast, wurde zwar wieder frei, aber seitdem Heinrichs offner 
und unversöhnlicher Feind. 
Heinrich bc- Heinrich suchte nun vor Allem Sachsen an sich zu bringen, warf 
Fveiheu der rechtmäßigen Erben, den Herzog Magnus, ins Gefängniß, legte 
Sachsen. Burgen und Schlösser an und Besatzungen hinein, welche gräulichen 
Unfug trieben und an Frauen und Jungfrauen allerlei freventlichen 
Muthwillen verübten. Dabei verbreitete sich vas Gerücht, Heinrich 
habe mit den Dänen einen Bund zur Bewältigung Thüringens und 
Sachsens geschlossen. Jetzt einigten sich die sächsischen Großen unter 
Ottos Vorsitz zum Kampfe auf Leben und Tod. Plötzlich ließ sie 
Heinrich zu einer Unterredung nach Goslar entbieten; es schien als 
GesandUch^ft wünsche er eine Aussöhnung. Als die sächsischen Großen anlangten, 
wird ver- ließ sie Heinrich einen ganzen Tag im Vorzimmer vergeblich warten, 
^n<‘ während er mit Würfelspiel sich die Zeit vertrieb und dann heimlich 
die Stadt verließ. Diese schnöde Behandlung empörte die Sachsen, 
und sie ließen dem Könige (1073) sagen, er möge die Burgen in ihrem 
Lande abtragen lassen, ihren Beschwerden gerecht werden, das Sachsen¬ 
land verlassen, seine schlechte Umgebung entfernen und seine edle Ge¬ 
mahlin besser behandeln. Wenn der König ihre Forderungen nicht 
erhöre, so würden sie Krieg mit ihm anfangen und für den christlichen 
Glauben und die Freiheit ihres Vaterlandes bis zum letzten Athemzuge 
streiten. Heinrich entließ die sächsischen Abgeordneten abermals mit 
Hohn und Spott. Jetzt brachen die Sachsen mit 60,000 Mann auf 
und erschienen vor Goslar. Mit Mühe entschlüpfte der furchtbar 
geängstigte König; er mußte nachgeben. Heinrich gelobte, die Burgen
	        
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