Full text: Vaterländische Geschichte

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2V2 Millionen Thalern an dieselben. In Schlesien, Pom¬ 
mern und in der Neumark ließ er in verschiedenen Städten 
und Ortschaften über 14,000 Hauser, welche der Krieg 
zerstört hatte, wieder aufbauen und verwendete große 
Summen zur Anlage von Straßen und Kanälen. So hob 
sich schnell der Wohlstand des Landes wieder, und die 
grausigen Spuren des Krieges verschwanden weit bälder, 
als man es bei der Größe der Opfer, welche so viele 
Jahre hindurch von dem Lande gefordert worden waren, 
hatte hoffen dürfen. 
Mit unausgesetzter Thätigkeit widmete sich Friedrich 
den Regierungsgeschäften. Früh um vier Uhr Morgens 
stand er auf, und er war so arbeitsam, daß er sich einmal 
den Schlaf ganz und gar abgewöhnen wollte, um noch 
mehr schaffen zu können. Für den ganzen Tag hatte er 
seine Zeit aufs Genaueste eingetheilt und einer jeden 
Stunde des Tages ihre Bestimmung gegeben. Jeder seiner 
Unterthanen hatte freien Zutritt zu ihm, und er war auch 
gegen die Geringsten seines Volkes herablassend und freund¬ 
lich. Als einst aus einer Reise die Pferde gewechselt wur¬ 
den, drängte sich ein altes Mütterchen dicht an den Wagen 
des Königs. „Was wollt Ihr?" fragte sie der König. 
„Nur Ihr Angesicht sehen," erwiederte die Alte. Der 
König gab ihr einige Friedrichsd'or und sagte: „Seht, 
liebe Frau, auf diesen Dingern könnt Ihr mich ansehen, 
so oft Ihr wollt!" 
Friedrich hatte es sehr gern, wenn man ihm frei¬ 
müthig antwortete, und wenn die Antwort nur treffend 
war, so nahm er auch ein dreistes Wort nicht übel. Einen 
Soldaten, dessen Gesicht mehrere Narben hatte, die er bei 
Collin geholt, fragte er einst bei einer Musterung, in 
welcher Schenke er die Bierhiebe erhalten habe. „Ber 
Collin," war die Antwort, „wo Ew. Majestät die Zeche 
bezahlt haben." Besonders hielt er alten, verdienstvollen 
Generalen Manches zu Gute. Dem General Seydlitz, 
dem er vorzüglich den Sieg bei Roßbach verdankte, sagte 
er einst bei einer Revue: „Mein lieber Seydlitz, ich dockte, 
Sein Regiment ritte viel länger, als meine übrige Ca- 
vallerie." „Ew. Majestät," erwiederte Seydlitz, „das Re¬
	        
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