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zeuge“. Alle Werkzeuge der Erde haben keinen Zweck, sobald die mensch—
liche Hand hinweggedacht wird; nur müssen wir unter dem Ausdrucke
„Hand“ die sämtlichen Gliedmaßen verstehen, weil sie als das kunstvollste
Glied derselben alle andern vertritt.
Ist der Mensch bei der Handhabung des Werkzeugs angelangt, so
wird er nur noch einen Schritt zur Maschine haben. Das Werkzeug, sei
es auch noch so vollkommen, bedarf der Hand. Ließe sich nicht etwas
denken, was nicht nur Werkzeug, sondern auch Hand wäre? Da hätten
wir den Begriff von Maschine! Eine Vorrichtung, welche irgend ein
Werkzeug enthält, das nicht durch die menschliche Hand gehandhabt, sondern
das durch die Vorrichtung selbst bewegt und geführt wird, ist eine
Maschine.
Das Werkzeug bedingt die Handhabung durch die menschliche Hand;
der reine Begriff „Maschine“ enthält aber die Bedingung dieser Hand—
habung nicht, weil, wie schon erwähnt, in jeder Maschine irgend ein Werk—
zeug mit der stellvertretenden Hand in Verbindung gedacht wird. Es ist
das eine tote Hand; sie bedarf einer äußern bewegenden Kraft, um das zu
leisten, was sie leisten soll.
Unter den bewegenden Kräften, welche die Natur unserem Dienste
darbietet, lag dem Menschen keine näher, als seine eigne Kraft; für diese
hat er auch die ersten Maschinen erdacht, welche teilweise auf jene be—
wegende Kraft, teilweise auf den Bau seiner Hand und deren Geschicklichkeit
berechnet waren, so z. B. den Pflug, den Schleiferkarren ꝛc. Niemand
wird leugnen, daß der Schleiferkarren und die Drechselbank an sich selbst
Maschinen seien, insofern das Bewegen des Schleifsteins und des abzu—
drehenden Körpers der letzte Zweck ist. Nun aber treiben diese Maschinen
den einen Teil des Handwerks, den andern der Schleifer und Drechsler.
Vollkommener als Maschine ist jene Drehbank, welche selbständig den
Drehstahl führt, obgleich ihre Arbeiten im Vergleich zu der Mannigfaltig—
keit, welche ein geschickter Drechsler auf der sogenannten Handdrehbank
entwickelt, äußerst beschränkt sind.
Das Werkzeug vervielfältigt und bereichert das Wirken der Hand,
die Maschine vervielfältigt die Hände und erweitert den Wirkungskreis
derselben. Und wie das Werkzeug der Hand etwas möglich macht, was ihr
allein nicht möglich war, so erweitert die Maschine die Grenzen der mensch—
lichen Thätigkeit.
Der Mensch kann in seiner Entwickelung fortan in kein neues Feld
übergehen. Es gab einen Schritt vom Werkzeug zur Maschine, von der
Maschine giebt es keinen Schritt weiter, denn dieser weitere Schritt müßte
von der toten Maschine zur lebenden führen, zu jener, welche die bewegende
Kraft in sich selbst trüge. Der Übergang zu diesem Schaffen ist aber dem
Menschen versagt.
Von der Maschine ab führt also kein weiterer Schritt in ein neues
Reich von Hilfsmitteln; aber wie unabsehbar, wie unendlich ist das Reich
der Maschine! Und das mag uns trösten im Interesse unserer fernsten
Nachkommen. Ferdinand Gerhardt.