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7? e* W ^inen Fleiß verwandte. Dann 
mußten dre Sohne, sobald es nur das Alter erlaubte, nach 
der Sitte der Franken reiten, sich in den Waffen und auf der 
^agd üben, die Tochter aber sich mit Wollenarbeit abgeben und 
Z en "^Spmdel beschäftigen, damit sie sich nicht 
an Müßiggang gewohnten; und er ließ sie anleiten au ieder 
Zrlr fUd)h f UT IK Ziehung seiner Söhne und Töchter 
war er so besorgt, daß er zu Hause niemals ohne sie speiste 
bme Reise machte; seine Söhne ritten ihm zur Seite, 
seine Tochter aber folgten ihm im hintersten Zuge, und eine 
Schar von Leibwächtern war zu ihrer Beschützung bestellt. Da 
sie ungemein schon waren und von ihm aufs zärtlichste geliebt 
wurden jo ist es sehr zu bewundern, daß er keine von ihnen 
einem ferner Mannen oder einem Freunde zum Weibe geben 
u err M Eöune ohne ihre Gesellschaft nicht leben 
und behielt alle bis zu seinem Tode bei sich im Hause. 
Einhard und Jmma. 
Einhard, der Erzkaplan und Geheimschreiber Kaiser Karls 
ward am königlichen Hofe ob seiner löblichen Dienste von allen 
geliebt, noch heißer aber liebte ihn des Kaisers Tochter, die 
^mma hieß und mit dem König der Griechen verlobt war. 
^on Tag zu Tag wuchs ihre gegenseitige Liebe. Aber die 
Furcht vor dem Zorn des Kaisers hielt sie ab, die Gefahr einer 
rr ?mrr^n ^ 5U toa9en- Jedoch heftige Liebe siegte über 
}.??: ®enn .da der treffliche Mann von unheilbarer Liebe 
glühte und nicht durch einen Boten dem Ohr der Jungfrau 
r Va^cLn .rtoa9tef fa.^te er zuletzt Mut und schlich sich in nacht* 
licher Weile heimlich zu dem Gemach des Mädchens. Hier 
klopfte er ganz leise an und wurde eingelassen, da er an die 
Jungfrau eine Botschaft vom Kaiser zu bestellen haben wollte- 
aber sobald er mit ihr allein war, wechselten sie trauliche Reden 
und küßten sich und folgten dem Drang ihrer Liebe. Wie er 
nun vor Anbruch des Tages in nächtlicher Stille auf dem Weqe 
wieder zurückkehren wollte, den er gekommen war, da merkte 
er, daß inzwischen wider Vermuten ein starker Schnee gefallen 
roar und wagte nun nicht fortzugehen, um nicht durch feine 
männlichen Fußtapfen verraten zu werden. Die Angst, die 
ihnen das Bewußtsein des Geschehenen verursachte, zwang sie 
alle beide, drinnen zu bleiben. Als sie nun in ihrer Not be¬ 
teten, was zu tun sei, da kam das schöne Fräulein, welches 
die Liebe kühn machte, auf den Einfall, sie wollte sich bücken,
	        
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