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unzählige jetzt im Umschwünge sind, hüte Dich aber zugleich vor
einer fast eben so schädlichen, zu weit getriebenen Vorliebe für
das Alte, denn nur dann, wenn Du diese beiden Klippen zu
vermeiden verstehst, nur dann sind wahrhaft nützliche Verbesserun¬
gen gerathen.
Die Armee ist jetzt in einem seltenen guten Zustande; sie hat
seit ihrer Reorganisation Meine Erwartungen wie im Kriege, so
auch im Frieden erfüllt. Möge sie stets ihre hohe Bestimmung
vor Augen haben; möge aber auch das Vaterland nimmer ver-
gessen, was es ihr schuldig ist.
Verabsäume nicht, die Eintracht unter den Europäischen Mäch¬
ten, so viel in Deinen Kräften, zu befördern; vor allen aber
möge Preußen, Rußland und Österreich sich nie von einander
trennen; ihr Zusammenhalten ist als der Schlußstein der großen
Europäischen Alliance zu betrachten.
Meine innig geliebten Kinder berechtigen Mich Alle ,51t der
Erwartung, daß ihr stetes Streben dahin gerichtet sein wird, sich
durch einen nützlichen, thätigen, sittlich reinen und gottesfürchti-
Wandel auszuzeichnen; denn nur dieser bringt Segen, und noch
in meinen letzten Stunden soll dieser Gedanke Mir Trost gewähren.
Gott behüte und beschütze das theure Vaterland!
Gott behüte und beschütze Unser Haus, jetzt und immerdar!
Er segne Dich, Mein lieber Sohn, und Deine Rcgiernng,
und verleihe Dir Kraft und Einsicht dazu, und gebe Dir gewissen¬
hafte, treue Räthe und Diener , und gehorsame Unterthanen.
Amen! <
Berlin, den 1. December 1827.
(gez.) Friedrich Wilhelm.
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