Friedrich Wilhelm IV.
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namentlich in den Naturwissenschaften, in der Philologie (ver-
gleichende Sprachforschung), in der Geographie (Karl Ritter) und
Geschichte (Niebnhr, Ranke).
Familie. Friedrich Wilhelm IV. war mit der bayrischen Prin-
zessin Elisabeth Luise vermählt (+ 1873), von der er keine Kinder
hatte; als er daher 1857 schwer erkrankte, ernannte er seinen
Bruder Wilhelm zum Stellvertreter und 1858 zum selbständigen
Regenten. Am 2. Januar 1861 starb Friedrich Wilhelm IV. Sein
Nachfolger war
10. Wilhelm seit 1861.—
Wilhelm wurde am 22. März 1797 zu Berlin geboren, machte § 71.
den französischen Feldzug 1814 mit, erhielt bei Bar sur Aube das
eiserne Kreuz und zog mit den Verbündeten in Paris ein. Sein leb-
helftestes Interesse wandte er der preußischen Armee zu, welche er zu
der besten der Welt machte. — Charakterfestigkeit, Umsicht und wahre
Frömmigkeit zeichnen ihn in hohem Grade aus; sein Verdienst ist es
vorzugsweise, Deutschland geeinigt zu haben.
a) Regierung nach außen.
Der dänische Krieg 1864. [Ursache.] Als König Friedrich VII.
von Dänemark 1863 plötzlich starb, folgte ihm, wie das Londoner
Protokoll bestimmt hatte, Christian IX. in der Regierung. In
ganz Deutschland erhob sich aber ein Sturm des Unwillens, als der
neue König gegen seine Befugniffe Schleswig völlig einverleiben
wollte; denn den Herzogtümern war ausdrücklich eine eigene Ver-
fassung garantiert worden. Der Erbprinz von Augustenburg
proklamierte sich kraft seiner alten Erbansprüche zum Herzog. Auch
Ost erreich und Preußen erklärten sich für eine Unterstützung der
Herzogtümer.
[Danewerk. Düppeler Schanzen 18. April. Alfen.]
Unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls W r a n g e l rückten
ca. 45 000 Preußen (Prinz Friedrich Karl, der Neffe des Königs)
und Österreicher (Feldmarschall-Lieutenannt v. d. Gablentz) in Hol-
stein und dann in Schleswig ein. Die Dänen unter General de Meza
lagen hinter ihrem Dane werk, einer ca. 80 km langen Verschanzung
westlich der Stadt Schleswig; die Preußen umgingen aber diese
Befestigung durch den Ubergang über die Schlei und zwangen da-
durch die Dänen, welche einen Angriff im Rücken befürchten mußten,