500 Letzte Anstrengungen des französischen Volkes. §§ 785 —786.
ift ein Bach, der in fast südlichem Lauf bei Montbeliard in den Doubs
geht, der hier seine nördlichste Windung beschreibt. Sie bildet mit dem von
Osten kommenden Allainebach, dessen breites, sumpfiges Tal nur wenige
Ubergänge hat, fast einen rechten Winkel, als dessen Scheitelpunkt Mont-
beliard mit seiner beherrschenden Zitadelle gelten kann, und so bieten die
beiden Bäche eine vortreffliche Verteidigungsstellung. Da aber der Angriff
von Westen kam, so ward nur das Lisainetal wichtig, dessen steile östliche
Talränder mit den zahlreichen dazwischen liegenden Dörfern Werder wohl
befestigt hatte. Im Rücken seiner Stellung lag die Festung Belfort, die
gleichfalls stark umschlossen und beobachtet gehalten werden mußte, obwohl
Werder einen Teil des Belagerungsgeschützes und auch alle in der Belage-
rungslinie irgend entbehrlichen Truppen an sich gezogen hatte. Nachdem Vor-
posten-Gefechte in den vorhergehenden Tagen die Nähe der feindlichen Macht
angekündigt hatten, begannen seit dem 15. Januar die Angriffe auf die
Lisaine-Linie. Eben war wieder strenge Winterkälte eingetreten, und die
Lisaine fror zu; so verlor die Stellung Werders viel von ihrer Stärke,
und die Mühsale des Kampfes steigerten sich gewaltig. Aber Werder und feine
heldenmütigen Truppen (Badener und gemischte Abteilungen Norddeutscher)
wußten, daß alles davon abhing, daß sie hier standhielten, wußten auch,
daß bereits ihre Landsleute in Eilmärschen sich nahten, Bourbaki im
Rücken zu fassen und ihnen Erleichterung zu bringen. So wiesen sie alle
Gewaltstöße, die am 15., 16. und 17. Januar auf die Lifaine-Linie
gemacht wurden, unerschütterlich zurück: wenn der Feind einmal auf dem linken
Ufer des Baches festen Fuß gefaßt zu haben glaubte, ward er wieder zurück-
geworfen, wenn eins der befestigten Dörfer verloren war, wurde es mit stürmen-
der Hand von den Deutschen wieder genommen. Schon am 17. zeigte sich
bei dem Feinde Erschöpfung, und er fing allmählich an, sich nur noch
zu verteidigen. Die Ursache hierfür lag nicht bloß in dem ungebrochenen
Widerstande des Werderfchen Korps, sondern auch darin, daß Bourbaki
vom Herannahen Manteuffels Kunde erhalten hatte und für seine Rück-
zugslinie besorgt wurde. Am 18. war der Feind vor Werders Front ver-
schwunden, und dieser konnte am folgenden Tage zur Verfolgung über-
gehen. Die Franzosen hatten 150000 Mann stark umsonst gegen die
43000 Mann, die Werder führte, gerungen, und die bereits entmutigte
Besatzung der Feste Belfort hatte nicht gewagt, durch einen Ausfall den
Angriff des Entsatzheeres zu unterstützen. Das Schicksal der französischen
Ostarmee war bereits entschieden, wenn auch das fürchterliche Ende noch
bevorstand.
§ 786. Selbst die französische Nordarmee (§ 783), die kleinste, aber
am entschlossensten geführte Armee der Feinde, entging der vollständigen
Besiegung durch die deutsche Minderheit nicht. Freilich Faidherbes Ver-
such, die von Truppen der ersten Armee belagerte kleine Festung Peronne zu
entsetzen, konnte nur mit äußerster Anstrengung durch den Kampf bei Ba-
paume (3. Januar) vereitelt werden. Als aber dann nach dem Falle von
Peronne und nach dem Siege der Deutschen bei Le Mans die erste Armee sich
verstärken konnte, da faßte Goeben, der an Manteuffels Stelle (§ 785)
den Oberbefehl im Norden übernommen hatte, den über St. Qu entin
auf Paris vorrückenden Faidherbe in der Flanke und warf ihn nach sieben-
stündiger, heißer Schlacht in vollständiger Auflösung nach Nordosten zurück
(19. Januar). Gegen 10000 Gefangene blieben in feinen Händen.
Seine Truppen verfolgten den geschlagenen Feind und machten erst vor