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Lehrer. WaS heißt das Wort: ein Gerechter?
Fritz. Ein Gerechter heißt der Mensch, der sich
gewöhnt hat, recht zu thun.
Lehrer. Und was bedeutet daS Uebrige, wa- der
Spruch noch enthält?
Fritz. Gott wäre solchen Menschen gnädig, sie
hätten ein ruhiges Gewissen, und sie dürften sich weder
im Leben noch im Tode fürchten.
Lehrer. Aber kann man denn auch mit aller ehr¬
lich angewandten Mühe ganz völlig gerecht werden? Ich
denke, alles waS der Mensch thut, wäre unvollkommen?
Fritz. Es ist mit vollkommen und unvollkommen
so, wie mit reich und arm, groß und klein. Gott weiß
eS allein, wie weit eS ein jeder Mensch im Guten brin¬
gen kann, und wie treu er die Gelegenheiten zum Gut¬
werden benutzt hat.
Lehrer. Worauf will Gott dabei am meisten sehen?
Fritz. Ob Aufrichtigkeit und ein herzliches Ver¬
langen nach Gerechtigkeit da sey.
Lehrer. Ja. Denn dem, der das Gute liebt und
daS Böse hasset, dem hat Gott durch Christum die Ver¬
sicherung gegeben, daß ihn sogar begangene, aber be-
reuete, und forthin unterlassene böse Gewohnheiten oder
Sünden nicht von der Theilnehmung am ewigen glück¬
seligen Leben ausschließen sollen. Besser wird eS
aber immer der haben, der von Jugend auf sich vor
Sünden hütet.
Fritz. Aber, lieber Lehrer, wenn ich doch zuwei¬
len aus Schwachheit oder Irrthum fehle, meinen Fehler
nicht entschuldige, und desto vorsichtiger werde, dann
herrscht doch in mir die Sünde nicht, und ich bin doch
dann kein Lasterhafter?
Lehrer.' Nein. Sondern Laster und Sünden be.
geht nur der, der daS Böse dennoch thut, wenn er
gleich weiß und denkt, daß eS wider GotteS Gebot ist.
Fritz. Woran kann ich aber wissen, ob ich auf¬
richtig bin, oder den Wunsch habe, gerecht zu werden,
damit ich mich nicht selbst betrüge?
Lehrer. Wenn ich mir bewußt bin, daß ich al¬
lezeit gern wissen möchte, was recht ist; damit
ich es thun, und Gott gefallen könne.
Jer. 7, 3. 5. Matth. 5, 6. l. Joh. 3, 7.