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bei sich. Da erwachten in seinem Gemüthe fromme Ge¬
danken und Vorsätze. „Gott," sprach er in sich, „Gott!
„du bist herrlich und sehr gnädig! Wie schön ist altes,
„was du gemacht hast! Wie glücklich bin ich, daß ich
„dich preisen kann. Ich bin hier ganz allein; aber du,
„Herr, sichest und kennest mich! Nun will ich auch in
„meinem Amte treu seyn, Schaden verhüten, und Gut.s
„thun. Denn das ist Gottes Wille. Und womit kann
„ich Ärmer meinen Dank gegen Gott besser beweisen, als
„durch einen aufrichligen Gehorsam?" Da ging er hin,
und reinigte die jungen Satzwriden von Wasserzweigen;
und diejenigen, welche zu locke- standen, trat er fest.
Er suchte sich Zweige, und besserte den Zaun, der schad¬
haft war, und suchte Kräuter für die Kranken im Dorfe.
Kurz er dachte mit großem Ernste darauf, daß er Gutes
thäte. Das gefiel den Reusen im Dorfe sehr wohl, und
sie ließen ihn keine Noth leiden, da er alt und schwach
wurde.
Bete und arbeite! Sir. ZI, 27. 7, 22.
27. Das wohlthätige Kind.
Ein Bettler sagte zu dem Kinde eines Tagelöhners, wel¬
ches in jeder Hand ein Stück Brod hatte: „Ach, mich
„hungert gar sehr. LiedeS Kind, gieb mir doch nur die
„Hälfte von dem kleinsten Stück Brod, das du trägst!" —
Und bas Kmd gab ihm das größte Stück ganz, und freute
sich, wie der arme Bettler daS Brod verzehrte. Da lagte
der Bettler: „Nun hast du mich armen, hungrigen Mann
„gesättigt, Gott segne dich dafür, du guteö Kind!" Und
als das Kind groß wu.de, ging es ihm wohl.
Denn Gott belohnt durch weise Fügungen oft schon
auf Erden Wohlthätigkeit und Menschenliebe.
28. Der dankbare Sohn.
^arl legte sich mit solchem anhaltenden Fleiße auf die
Landwirthschaft, daß er bald Meier (Hofmeister) wurde.
Und bald darauf ward er von der Herrschaft, bei der
er diente, seiner Geschicklichkeit wegen, als Verwalter
angenommen. Wie er nun bei diesem Dienste einen g --