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seit Jahrtausenden alles Fremde zurückstößt und zum Stillstände in der Ent¬
wicklung und zum Verfall der Kultur geführt hat, daher die Kulturverhältuisse
Asiens seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden in den Grundzügen diesel¬
ben geblieben sind.
Ein beträchtlicher Theil Asiens, die Sumpfsteppen im N und die Sand¬
wüsten, ist für den Menschen ganz unbewohnbar. Die große Wüstenzone in
der Mitte hat von jeher die rohen Völker Nordasiens von den gebildeten des
südlichen getrennt. Der größte Theil Jnnerasiens, an % des Ganzen, ge¬
stattet den Bewohnern nur ein Wanderleben, daher die Nomaden in Asien
einen größern Raum bewohnen als in jedem andern Erdtheile (die meisten
Völker tatarischen Stammes, ferner Beduinen, Kurden, Samojeden u. a.);
im vordern Hochasien und in Turan wohnen sogar in Folge der eigenthüm-
lichen Naturverhältnisse wandernde Stämme durcheinander mit seßhaften
Dorf- und Stadtbewohnern, auf die jene mit Verachtung herabsehen. — Zu
den Kulturvölkern sind Japanesen, Chinesen, Inder, Perser, Tübetaner und
einige Turkvölker zu zählen.
Der Fischfang ist an den Küsten und an den vielen fischreichen Flüssen
und Seen (Baikal) für die Ernährung der Anwohner von Belang. Der
Bodenbau wird in China und Japan vortrefflich, anderwärts selbst in den
fruchtbarsten Gegenden höchst unvollkommen betrieben, ans den dürren Tafel¬
ländern nur durch künstliche Bewässerung ermöglicht; er erzeugt Getreide,
Reis in Überfluß, Zucker im 80 u. a. Der Seidenbau ist in Ostasien ein¬
heimisch. Den Reichthum der Nomaden bilden ihre Herden, besonders Schafe
und Rinder; Alpenwirtschaft: Hausthiere sind im 8 Kamel und Pferd, im
N Renthier und Hund (die Schlitten der Kamtschadalen). — Eine nicht un¬
bedeutende und sehr alte Gewerbthätigkeit haben zwar die Süd- und Ostasiaten,
aber sie sind in ihrer Entwicklung stehen geblieben, nirgends kennt man die
Anwendung von Maschinen.
Der Handel der Asiaten besteht nur in Land- und Karawanenhandel,
nicht eine der asiat. Nationen ist eine seefahrende. Uralt ist der große Handels¬
weg durch das Thal des Euphrat und Tigris vom Persischen B. nach NW,
daher auch zu jeder Zeit die Stätte großer Handelsstädte (Babylon, Niniveh,
Seleucia, Ctesiphon, Bagdad, Basra). Wichtige Handelsstraßen sind n. a.
von Teheran die nach Tiflis und„die nach Merw, von Kabul durch das Thal
von Bamijan nach Turkestan. Uber die Hochpässe des Himalaya dient das
Schaf als Lastthier. Der Seehandel ist ganz in den Händen der Europäer und
gewinnt neuerdings, namentlich mit dem 80, immer größere Ausdehnung.
Die meiste wissenschaftliche Bildung mit einer reichen z. Th. sehr alten
Literatur, mit vielen Bildungsanstalten, haben Chinesen, Japaner und Hindu.
Auch bei etlichen muhamedan. Völkern, bei Persern, Arabern, Osmanen,
findet sich ein beschränktes Maß derselben.
§. 408. Staatsformen und Ständeverschiedenheit.
Bei den Wandervölkern besteht die patriarchalische Form des gesellschaft¬
lichen Zustandes; sie leben unter Stammfürsten (Scheich, Khan). Alle Staa¬
ten der seßhaften Völker sind monarchisch und, Japan und China ausgenom-