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11. Am andern Tag, so lieh Ricciossi melden,
Fand man die Fahne fest in starrer Hand,
Zerfetzt, zerschossen, halb verbrannt
Und unter Haufen toter Helden. --
Wenn wir nun ohne Fahne wiederkommen,
Jhr Briider allesamt gebt uns Pardon!
Berloren haben wir sie schon,
Doch keinen Lebenden ward sie genommen.
33. Bismarck-Lied.
Heyse.
1. Wer hat das Reich uns auf¬
gebaut.
Daß hoch die Zinnen ragen?
Germania, du Kaiserbraut,
Wer ließ dich Krone tragen?
Durchs deutsche Land frohlockend
schallt's.
Es lauscht die Welt und wieder-
hallt's:
Das hat mit Macht
Der eine vollbracht.
Von dem wir singen und sagen.
2. Wir haben manch Jahrhundert
lang
Der Fremden Hohn erlitten.
Das Bruderband im frevlen Drang
Der Eigensucht zerschnitten.
Da ward der kühne Held gesandt.
Von Scham und Gram und Zorn
entbrannt,
Der wußte gut
Mit Eisen und Blut
Den lockern Bund zu kitten.
3. Er führt' aus Traum und
Dämmerung,
Uns an den Tag der Thaten.
Die greisen Häupter wurden jung
Und reif die grünen Saaten.
Die Letzten einst im Weltverein —
Nun sollen wir die Ersten sein.
Mit eins wie stumm
Die Feinde ringsum!
Die Welt wie wohlberaten!
4. Doch als vollbracht dein stolzes
Thun,
Du Schiedsherr der Nationen,
Du wolltest nicht auf Lorbeern ruhn.
Mit besserm Lohn dir lohnen.
Die Not des Volks, du Mann von Erz,
Ties schnitt sie dir ins weiche Herz:
Froh soll fortan
Der niedere Mann
Am warmen Herde wohnen.
5. So daure glorreich fort und
fort
Der Bau, den er gegründet
Des Rechtes Schirm, des Friedens
Hort,
Dem freien Geist verbündet.
Jhr Brüder, schwört's mit Mund
und Hand,
Wie er zu stehn zum Vaterland;
Er leucht' uns vor
Zum Gipfel empor,
Ein Stern, der nie entschwindet!