Full text: Deutsches Lesebuch für den zweiten Cursus, nebst der Fortsetzung der deutschen Sprachlehre und Kinderlogik (Th. 7)

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Parteileidenschaft gedient, so traten jetzt drei Mörder auf. welche ihre 
persönlichen Feinde und. um mit den Gütern der Ermordeten die Hab- 
gierigen Legionen zu befriedigen, vornehmlich die Reichsten mit kalter 
Berechnung dem Tode weiheten. Mehr als 100 Senatoren und 2000 
Ritter, außerdem noch viele andere durch Reichtum oder Einfluß aus- 
gezeichnete Männer wurden hingemordet. 
Unter den Ersten, welche dieser Proskription zum Opfer fielen, war 
auch Cicero. Als er von dem Bunde des Octavian, den er in trügerischer 
Verblendung für den Retter der Republik angesehen hatte, mit dem durch 
seine Philippiken schwer gekränkten Antonius hörte, flüchtete er aus Rom 
auf sein Tusculcmnm, bestieg dann an der Küste im südlichen Latium ein 
Schiff und fuhr nach Circeji und Cajeta, um sich nach Macedonien, wo 
er beim Heere des Brutus und Cassius Schutz suchen wollte, zu retten. 
Unterwegs wurde er seekrank, stieg ans Land und begab sich auf sein 
Formianum. Während er von hier sich in einer Sänfte wieder an die 
Küste tragen ließ, wurde er auf dem Wege von Formiä nach Cajeta von 
dem Kriegstribun C. Popilius Länas, den er einst in einem Prozesse ver¬ 
teidigt hatte, und dem Centurio Herennins, welche die Rotte der Häscher 
führten, eingeholt und von Herennins getötet. Den Kopf und die Hände 
des Ermordeten ließ Antonius in blinder Rache an der Rednerbühne 
festnageln. 
2. Dritter Bürgerkrieg. Sch lacht bei Philippi. 42. Bei 
diesem Bürgerkriege handelte es sich darum, ob die Republik fortbestehen 
oder die Alleinherrschaft begründet werden solle. Während der Ver- 
wirrung in Italien hatten sich die Mörder Cäsars ihrer Provinzen 
bemächtigt; M. Brutus hatte sich in Macedonien. C. Cassius in 
Syrien festgesetzt. Beide vereinigten jetzt ihre Heere, um dem M. An- 
tonins, welcher in Macedonien eingedrungen war, entgegenzutreten. Bei 
Philippi, wo Antonius und Octavian eine feste Stellung genommen 
hatten, kam es zur Schlacht. In dem ersten Wasfengange siegte Brutus 
auf dem rechten Flügel über Octavian, aber auf dem linken Flügel wurde 
Cassius von dem kriegserfahrenen Antonius geschlagen. Cassius gab sich 
in dem Glauben, auch Brutus sei besiegt, selbst den Tod. Zwanzig 
Tage später wurde Brutus durch die Ungeduld seiner Umgebung zu 
einer entscheidenden Schlacht gedrängt. Als er sah. daß auch jetzt An¬ 
tonius den linken Flügel der Republikaner in die Flucht schlug, tötete 
er sich selbst. Antonius und Octavian. welcher für seine Person wenig 
zur Entscheidung des Tages beigetragen hatte, waren nun unbestrittene 
Herren des Schlachtfeldes. Die Republik war bei Philippi in den Staub 
gesunken; jetzt mußte es sich entscheiden, ob Antonius oder Octavian,
	        
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