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Erfurt und ftubirte die Rechte. Der Plötzliche, erschütternde Tod
seines Freundes AlexiuS trieb ihn 1505 ins Augustiuerkloster. In der
tiefsten Angst um seiner Seele Seligkeit suchte er durch Beten, Fasten
und Kasteien sein Gewissen zu beruhigen; jedoch vergebens. Die väter¬
lichen Belehrungen seines Borgesetzten, des Generalvicars des
Augustiuerordeus in Deutschland, Johann von Staupitz, erst richteten
ihn wieder auf; das eIndium der heiligen fcchrift befestigte ihn da¬
rin. Im Jahre 1508 wurde er aus die Empfehlung Johann von
Staupitz's als Professor an die neu errichtete Universität Wittenberg
berufen." 1510 lernte er auf seiner Reise nach Rom die Verderbtheit
und Sittenlosigkeit der römischen Geistlichkeit kennen. Nach seiner
Rückkehr wurde er 1512 Doctor und Professor der Theologie.
Als Johann Tetzel nun 1517 in der Umgegend von Wittenberg
sehen Ablaßhandel trieb, schlug Luther gegen denselben seine 95 Sätze
an die Schloßkirche zu Wittenberg. Damit begann feie Reformation.
Im Fluge verbreiteten sich diese Sätze über Deutschland. Der Pabst
forderte Luther nach Rom; aber feer Kurfürst, Friedrich feer Weise von
Saäsen, erwirkte, daß er in Deutschland vernommen wurde. Aus feem
Reihstage zu Augsburg 1518 verlangte feer päbstliche Legat Casetan,
er fole widerrufen. Luther weigerte sich. Als er sodann in feer Dispu¬
tation mit Dr. Eck zu Leipzig 1519 feem Pabst unb ben Concilien bie
Unfehbarkeit absprach, würbe "er in ben Bann gethan unb seine Schriften
verbrämt. Luther antwortete mit feer öffentlichen Verbrennung feer päbst-
lichen Bannbulle unb ber römischen Secretalien ant 10. (20.) December
1520 mb sagte sich bamit gänzlich vom Pabstthum los.
Jizwischen war Maximilian 1., ber ber Reformation nicht abgeneigt
war, gistorben unb auf ben Rath Friebrichs bes Weisen, welcher feie
Krone cusschlug, Maximilians Enkel
Kal V. 1520—1556, Beherrscher von Spanien, ben Niederlanden,
Oesterreih, Neapel unb Sicilien, sowie ber neu entdeckten Länder Ame¬
rikas zun deutschen Kaiser erwählt. Bald nach seiner Thronbesteigung
berief Kail V. einen Reichstag nach Worms 1521, wo Luthers Sache
zum Aust-ag gebracht werden sollte. Dorthin wurde Luther unter Ver¬
sprechung :ichern Geleites berufen. Trotz der Warnung seiner Freunde
ging er ncch Worms und vertheidigte sich unb seine Schriften vor Kaiser
und Reich, und sagte: „Wenn ich mit Zeugnissen der heiligen Schrift
überwunden werde, will ich widerrufen. Hier stehe ich, ich kann nicht
anders, ©oft helfe mir! Amen."
In Foge beften wurde er in die Acht ertärt; das freie Geleit aber
aufrecht erbaten. Von feinen Freunden heimlich aufgegriffen, wurde er
auf die Watburg gebracht, wo er bas neue Testament übersetzte.
(Später [1525—1532] folgte die Übersetzung des alten Testaments, bei
der ihm seine gelehrten Freunde Melanchthon, Ionas, Bugenhagen u. a.
halfen. 1534'erschien dte erste vollständige Bibel in deutscher Sprache.)
Während seines Aufenthaltes auf feer Wartburg waren von feinen
Freunden und Anhängern in Wittenberg (Äarlstadt unb ben zwickauer
Propheten) mancherlei Neuerungen (Bilßlrstürtnerei) vorgenommen.
Dies veranlasst Luther nach Wittenberg zu eilen. 8 Tage lang, predigte
er so gewaltig, baß die Unordnungen sich legten und die falschen
Propheten und Schwärmer Wittenberg verließen.
Auch die Stauern mißverstanden die Lehre ^Luthers von der Freiheit
und erhoben sich, ingeregt durch den Wiedertäufer Thomas Münzer, wider