&&&&&&&&&&&&&&&&&&&& 39. Winterlieb. €€€<€€€€€€€€€€€€€€<€€€
39. Winterlieb.
\. Winter ist es. In dein weiten Reiche
Der Natur herrscht tiefe Einsamkeit
Und sie selbst liegt, eine schöne Leiche,
Ruhig in dern weißen Sterbekleid.
Ihre Blurnenkinder ruhn geborgen
An der Mutter Brust, mit ihr bedeckt,
Träumend von dem Auserstehungsmorgen,
Wo der Lenz sie aus dem Schlummer weckt.
2. Aller deiner Fracht bist du entledigt,
Erde, deine Schönheit ist dahin,
Und du selbst bist eine Leichenpredigt
Von erbauungsvollem, tiefem Sinn.
was die Erde hat, kann nicht bestehen,
Ihre Gabe heißt Vergänglichkeit;
Auswärts zu den: Fimmel mußt du sehen,
Suchst du ew'ge Schön' und Herrlichkeit.
3. Laß zum Himmel dich die Erde weisen,
Suche deine Heimat nicht auf ihr,
Du mußt weiter, immer weiter reisen,
Deines Bleibens ist nicht lange hier.
Ew'ge Güter suchst du hier vergebens,
Darum such im Himmel deinen Schatz,
Von der Erde nur am Ziel des Lebens,
Für das Kleid vom Staube einen j)latz.
$. Aber wenn die Osterlieder klingen
Und der große Ostermorgen graut,
Muß dir auch die Erde wiederbringen
Deine Hülle, die ihr anvertraut.
Sieh, so ist und bleibet nichts ihr eigen,
Suche nicht, was sie nicht hat, bei ihr;
Laß von ihr dich hin zum Himmel zeigen,
Ew'ges Heil find'st du nur über dir!
Karl Philipp Spttta.
A. Bock, Lesebuch II.
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