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nur die Klappersprache kennen, verstehen sie einander doch vor¬
trefflich.
4. Sind erst die kleinen Störche da, dann beweisen ihnen
die Alten eine Liebe, die jeder Ausopferung fähig ist. Rührend
ist es zu sehen, wie die Alten ihre Kleinen vor den Feinden
schützen. Tritt Gefahr ein, so setzen sie ihr eigenes Leben an
die Verteidigung der kleinen Storchenschar. — In einem Hanse,
auf welchen: sich ein Storchnest befand, brach einst Feuer aus.
Als die Storchmutter sah, daß die Flammen aufschlugen, trug
sie ihre Kinder, eins nach dem andern, von den: brennenden
Dache weg. Sie scheute sich weder vor dem Rauch, noch vor
den Flammen. Als sie aber nach ihrem letzte:: Kinde aus¬
geflogen war, erschien sie nicht wieder; sie hatte in den Flammen
ihr Grab gefunden.
5. Schon in: August rüsten sich die Störche zur Abreise
nach wärmeren Ländern. Auf sumpsigen Wiesen versammeln sie
sich und halten Beratung. Dann erhebt sich die ganze Schar,
schwebt noch eine Zeitlang über der geliebten Heimat und zieht
fort dem fernen Süder: zu.
155. Kind und Storch.
Rudolf Löweustein.
Der Storch ließ auf dein Dach sich nieder
und sprach: „Da, Kinder, bin ich wieder!
Nun saget mir: Was ist geschehen,
seit ich das Dörfchen nicht geseh'::?"
„Ei," sprach der Hans, „in diesen Tager:,
da hat sich vieles zugetragen:
Mein Vater kaufte eine Kuh
und meiner Schwester neue Schuh'.
Ich hab' an Größe zugenommen
und jetzt auch Stiefel und Hosen bekommen;
Weihnachten kriegte ich ein Schwert
und ein sehr wildes Wiegenpferd,
und in die Schule geht, mein Bester,
jetzt auch die Suse, meine Schwester,