Full text: Lesestücke für den vereinten Lese-, Denk-, Sprech- und Sprachunterricht, für die Heimats- und Naturkunde, so wie für den sittlich-religiösen Anschauungsunterricht (Theil 2)

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9. Die Mutter mit ihren Kindern um Maimorgen. 
Kommt, Kinder, wischt die Augen aus, es gibt hier 
was zu sehen, und ruft den Vater auch heraus: die 
Sonne will aufgehen. 
Wie ist sie doch in ihrem Lauf so unverzagt und mun¬ 
ter! geht alle Morgen richtig auf und alle Abend unter. 
Geht immer und scheint weit und breit in Schwe¬ 
den und in Schwaben, dann kalt, dann warm, zu sei¬ 
ner Zeit, wie wir es nöthig haben. 
Von ohngefähr kann das nicht sein, das könnt 
ihr wohl gedenken; der Wagen da geht nicht allein; 
ihr miisztr ihn zieh» und lenken. 
So hat die Sonne nicht Verstand, weisz nicht, 
was sich gebühret; d’rum niusz Wer sein, der an der 
Hand, als wie ein Lamm sie führet. 
Und der hat Gutes nur irn Sinn, das kann man 
bald verstehen: er schüttet seine Wohlthat hin und 
läszet sich nicht sehen ; 
Und hilft und segnet für und für, gibt Jedem seine 
Freude, gibt uns den Garten vor der Thür und un¬ 
serer Kuh die Weide ; 
Und hält euch Morgenbrot bereit und läszt euch 
Blumen pflücken, und stehet, wann und wo ihr seid, 
euch heimlich hinter'»» Rücken; 
Sieht Alles, was ihr thut und denkt, hält euch in 
seiner Pflege; weisz, was euch freut und was euch 
kränkt, und liebt euch alle Wege. 
Das Stcrnenheer hoch in der Höh, die Sonne, die 
dort glänzet, das Morgenroth, der Silbersee, mit Busch 
und Wald bekränzet;
	        
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