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gleich auf schweren Balken ruhen und dazu dienen, den Hafen, beson¬
ders die Landungsplätze für die kleineren Böte vom Schmutze zu reinigen.
Neben ihm stellt so eben ein Dampfschiff feinen muntern Lauf ein, hißt
eine Flagge auf, und der Wasserdampf, der laut schreiend dem geöff¬
neten Ventil entfährt, zieht die Aufmerksamkeit der Osmanlis auf sich. die
faul in ihren Kähnen liegend, dem Meerwunder zusehen. Zwischen diesen
größeren Fahrzeugen schießen die Kaiks pfeilgeschwind auf dem Wasser
des Hafens hm und her, ja sie wagen sich über den Bosporus nach
dem asiatischen Ufer. Diese Böte sind gewöhnlich achtzehn bis zwanzig
Fuß lang. aber kaum drei Fuß breit, und, da sie wie alle Seefahrzeuge
auf den Kiel gebaut sind, sehr zum Umschlagen geneigt, wozu die äußerst
dünnen Wände das Ihrige beitragen. Diese, kaum einen Zoll dick.
bestehen wie das ganze Boot aus hartem Holz und sind gewöhnlich zier¬
lich geschnitzt. Durch ihre Leichtigkeit und den langen, spitzen Schnabel,
in welchen der Kaik ausläuft, wird dessen ungemeine Schnelligkeit bedingt,
aber auch, besonders für den Europäer, das Einsteigen erschwert; denn
man muß bei diesem Manöver gleich vom Landungsplätze aus die Mitte
des Bootes gewinnen und sich ruhig niedersetzen, um das Gleichgewicht
zu erhalten und nicht umzuschlagen,' was dennoch sehr häufig vorkommt.
Das reizende Bild des Hafens, der sich zwischen Konstantinopel
und den auf dem andern Ufer liegenden Vorstädten wie ein klarer Strom
hinzieht, wird durch die Menge dieser kleinen Fahrzeuge sehr belebt.
Einen äußerst komischen Anblick gewährt ein solcher Kaik mit einer Men¬
schenladung, von der man nur die Köpfe über den Bord emporragen
sieht. Hin und wieder arbeitet sich auch die Schaluppe eines Kriegs¬
schiffes unbehülflicher zwischen den Kaiks hindurch, doch nicht minder
anziehend. Diese Fahrzeuge ffnd von dunkler Farbe wie die Schiffe,
mit einem einzigen blauen, rothen oder weißen Streifen um den Rand.
Auf den Bänken sitzen die Matrosen, bei den größeren in zweifacher
bei den kleineren nur in einfacher Reihe, in ihren Jacken von dunkler
Leinwand, worüber sie einen saubern, breiten Hemdkragen herauslegen,
der meist von blauer Farbe ist. Er rahmt in Verbindung mit dem
schwarzen, betheerten, keck aufgestutzten Hute die frischen, runden Köpfe
der Matrosen recht freundlich ein. Am Hintertheil der Schaluppe steckt
die Flagge, und unter derselben sitzt auf einem mit der Landesfarbe
eingefaßten, blauen Tuch der Offizier, der sie befehligt, in seinen Hän¬
den rwei Schnüre, mit denen er das Steuerruder leitet. Ergötzlich ist
das An- und Abfahren dieser Kriegsschaluppen. Die Matrosen sitzen auf
ihren Bänken, die Ruderstange gerade in die Höhe gestreckt, den Augen¬
blick erwartend, wo der Offizier einsteigt. Dann pfeift der Bootsmann,
die Matrosen stoßen vom Schiffe ab, und in einem Augenblick schlagen
lautschallend alle Ruder zugleich in's Wasser.
Der prächtige Hafen ist ungefähr in der Mitte seiner Länge durch
die neue. schöne Brücke gesperrt, welche Achmet im Jahre 1835 bauen
ließ. Sie ist sechshundert sieben und dreißig Schritte lang und fünf
und zwanzig breit. Sie wird durch einen Wald der schönsten und läng¬
sten Mastbäume getragen, die aufrecht stehend eingesenkt sind. und führt
von Konstantinopel nach dem andern Ufer des Häsens, wo sich die Vor¬
städte Pera, Galata und Top-Chana erheben. — Ganz zur Rechten ist
das Bild begrenzt von der alten Veste Rumili Hissiari, deren Wälle und
Thürme keck am Gestade des Bosporus hinaufklettern und mit ihrem