Full text: Für mittlere Klassen (Theil 2)

Schatten geben, da ist gut wandern. So nimm einen ehrlichen Ab¬ 
schied von deinem Meister am Sonntag zu Mittag nach dem Essen! 
Denn es ist nicht Handwerksbrauch, daß man in der Woche fortgeht. 
Und sprich, wenn es dem Lehrmeister recht ist: „Lehrmeister, ich 
sag Euch Dank, daß Ihr mir zu einem ehrlichen Handwerk ge¬ 
holfen habt!" Und zur Meisterin sprich: „Lehrmeisterin, ich sage 
Dank, daß Ihr mich in der Wäsche freigehalten habt!" Willst du 
dein Bündel nicht auf die Herberge tragen, so sprich den Meister 
an und sage: „Meister, ich will Euch angesprochen haben, ob 
Ihr mein Bündel eine Nacht wollt beherbergen?" Darnach geh zu 
deinen Freunden und zur Bruderschaft, bedanke dich bei ihnen und 
sprich: „Gott behüte Euch! Sagt mir nichts Böses nach!" Wenn 
du dann Geld hast, trink einen Abschied mit ihnen. Und frisch an, 
wandere zum Tore hinaus. 
Und wenn du deine Straße gehst, so wirst du zuletzt einen 
Galgen sehen. Du sollst dich nicht darüber freuen noch traurig sein, 
daß dort einer hanget. Sondern du sollst dich darum freuen, daß 
du auf eine Stadt oder ein Dorf kommst. Wenn du nahe hinzu 
bist, setze dich eine Weile nieder, lege ein gutes Paar Schuhe an 
und gehe in die Stadt hinein. 
2. 
Da wird dich der Torwart anrufen: „Wohin, junger Gesell?" 
So nenne dich nicht von weit her, sondern sprich immer: „Vom 
nächsten Dorf." So kommst du am besten aus. Nun ist an manchen 
Orten der Brauch, daß der Torwart einen nicht zum Tor hinein¬ 
läßt, man lege denn sein Bündel ab und hole ein Zeichen. Darum 
frage du:< „Mein guter Freund, saget mir doch, bei welchem Meister 
ist wohl die Herberge?" Darnach lege das Bündel ab und gehe auf 
die Herberge und hole ein Zeichen bei dem Herrn Herbergsvater. 
Wenn du auf die Herberge kommst, so sprich: „Guten Tag! 
Glück herein! Gott ehre das Handwerk, Meister und Gesellen! Herr 
Vater, ich bitt', Ihr wollet mir doch ein Gesellenzeichen geben, daß 
ich mein Bündel kann zum Tor hereinbringen." Alsdann wird 
dir der Herr Vater ein Hufeisen oder einen Rinken als Zeichen 
geben. Wenn du das Zeichen aufweisest, so werden sie dir das 
Bündel geben. Darnach mußt du wieder auf die Herberge gehen 
und sprechen: „Ich bedanke mich ganz freundlich, daß Ihr mir das 
Zeichen geliehen habt. Auch wollte ich Euch ansprechen, ob Ihr mich
	        
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