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Aehnliche Erfolge haben sich bei Menschen gezeigt, die in
ihren Schlafzimmern viele stark riechende Blumen, besonders
Lilien, Jasmin, Geißblatt (Caprifolium) und dergleichen auf¬
bewahrten, deren Ausdünstungen, wenn auch nicht den Tod, doch
Kopfschmerz, Schwindel und Uebelkeil hervorbringen.
2. Folgen der Unvorsichtigkeit in Aufbewah¬
rung der Gifte.
In W— wollte einst eine Hausfrau zur Wiederherstel¬
lung ihres verdorbenen Magens Glaubersalz einnehmen. Sie
hatte davon noch vorrathig, aber das Papier, worin sich das
Salz befand, lag in der nämlichen Schublade, worin ihr Sohn
den Arsenik aufbewahrte, woraus er Mäusegift hatte bereiten
wollen. Die Frau vergriff sich, und nahm von dem vermeint¬
lichen Salz drei Messerspitzen voll. Kaum hatte sie das Pulver
eingenommen, als sie die heftigsten Schmerzen fühlte. Das
Gift zog ihr alle Glieder zusammen; alle Hülfe war vergebens,
und nach zwölfstündigen schrecklichen Qualen endigte der Tod
ihre Leiden.
Meister F —, ein Tuchscheerer in Eh-—, wollte eines
Tages mit seiner Frau und seinen Kindern zum Mittagbrod ei¬
ne Biersuppe essen. Beim Anrichten derselben bemerkte die
Frau ein weißes Pulver, das sich an den Boden des Topfes
angelegt hatte. Sie machte ihren Mann darauf aufmerksam,
indessen meinte dieser, es könnten gestoßene Krebsaugen seyn,
womit manche Leute saures Bier zu versüßen pflegen. Sie aßen
also alle ganz unbesorgt. Aber bald darauf bekommt der Mann
Uebels eiten und Erbrechen, und gleich nach ihm klagen auch
Frau und Kinder. Als man den Nachbar herbeiruft, eilt die¬
ser mit dem Topf, worin sich das weiße Pulver befand, zu ei¬
nem Arzt. Dieser streute etwas davon auf Kohlen, und über¬
zeugte sich durch den Knoblauchsgeruch, der dadurch entstand,
daß das Pulver nichts anders als Arsenik sey. Er verordnete
den Leidenden sogleich die nöthigen Mittel, ließ sie besonders
viel Oel und Milch trinken, und rettete, obwohl nach vielen