Full text: Geographie und besondere Geschichte (Bd. 2, Abth. 1)

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Waldes, und das Fleisch an lange Spieße zu stecken. Die Mägde aber 
saßen in langer Reihe, vieles Geflügel rupfend, oder sie rundeten mit 
den Händen gewürzten Weizenteig zu ansehnlichen Bällen. Und Knaben 
des Dorfes warteten mit lachendem Rntlitz auf die Zeit, wo sie die 
5 Spieße drehen würden, damit auch ihnen vom Fest der Helden ein wohl¬ 
schmeckender Unteil werde. 
Unterdes schafften die Mannen des Häuptlings um die große halle. 
In der Mitte des Hofes stand der mächtige Bau, aus dicken Fichtenbalken 
gefügt, eine Treppe führte zu dem geöffneten Tor, im Inneren trugen 
10 zwei Reihen hoher Holzfäulen die Balken des Daches, von den Säulen 
bis zu den wänden liefen auf drei Seiten erhöhte Bühnen- in der Mitte, 
gegenüber der Tür, stand darauf der Lhrensitz des Wirtes und der vor¬ 
nehmsten Gäste, daneben ein schön geschmückter Raum, einer Laube gleich, 
für die Frauen des Hauses, damit sie dem Festmahl der Männer zu- 
i5 schauen konnten, solange sie begehrten. Und die jüngsten der Mannen 
schmückten die Holzlaube mit blühenden Zweigen, die sie in der Flur 
abgehauen. 
Der Fürst stand vor dem Herrenhause und empfing dort die Tdlen 
und die freien Bauern, welche auf allen wegen zu Fuß und Roß heran- 
2v zogen und am geöffneten Tor von hildebrand, dem Sprecher, begrüßt 
wurden, wer zu Roß nahte, der stieg dort ab, und die Jungen führten 
sein Pferd in ein weites Gehege und banden es fest, damit die Unechte 
ihm den Schaum mit Stroh abrieben und alten Hafer in die Urippe 
schütteten, würdig war Gruß und Rnrede, in weitem Ringe standen 
25 die Gäste auf dem Hofe, eine stolze Genossenschaft, ansehnliche Männer 
aus zwanzig Dörfern der Gegend, alle in ihrem Uriegsschmuck, den Tschen- 
speer in der Hand, Schwert und Dolch an der Seite, in schöner Leder¬ 
kappe, die mit Zähnen und Ohren des wilden Ebers geschmückt war, 
mancher ragte mit dem Eisenhut, in einem Lederkoller oder Kettenpanzer 
»v über dem weißen Hemd und in hohen Lederstrümpfen, die bis zum Leibe 
reichten, mancher auch, der reich war und die Ware der rheinischen 
Krämer beachtete, trug einen Überwurf von fremdem Zeug, das feine 
haare von bunter Farbe hatte und wie das zarte Fell eines Raubtiers 
glänzte. Schweigend standen die Männer und freuten sich der Versammlung, 
35 nur einige, die zueinander traten, tauschten leise Worte über die Ge¬ 
rüchte, welche durch das Land flogen von der großen Schlacht im Westen 
und von bedrohlicher Zeit. Rber wer die Meinung der Menschen kannte 
wie hildebrand, der Sprecher, der merkte wohl, daß ihr Sinn kraus 
war und ihre Gedanken ungleich. Lange währte die Begrüßung, denn 
io immer noch kamen einzelne, die sich verspätet hatten, bis der Sprecher 
an den Häuptling trat und auf den Stand der Sonne wies.
	        
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