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maul) alS ein I6jähriger Jüngling die Herrschaft an,
führte erst Kriege mit Böhmen und Pommern, die sein
Stiefbruder gegen ihn aufwiegelte, und später mit dem
Kaiser Heinrich V., dem er den Zins versagte, weil dieser
ihn herrisch forderte. Heinrich V. belagerte Glogau, daS
Boleslav entsetzte; jener zog sich an der Oder herauf, dieser
verfolgte ihn bis Hundsfeld (1109). Der Kaiser mußte
an den Rückzug denken, und im folgenden Jahre ward
Friede geschlossen. Von 1132 bis 1136 führte Boleslav
einen Krieg mit den Böhmen, in welchem an 300 Schlesische
Dörfer zerstört wurden. Boleslav soll 47 Schlachten ge¬
wonnen haben. Er hatte die Schwester des Kaisers Hein¬
rich V., die Prinzessin Adelheide, geheirathet (seine zweite
Gemahlin), und machte einen großen Hof, weshalb mehrere
Ritter sich an demselben aufhielten. Unter diesen zeichnete
sich Peter Wlast*) der Däne aus, der 77 Kirchen gestiftet
haben soll, den Zobtenberg besaß, Statthalter in Breslau
war und zur Bildung Schlesiens viel beigetragen hat.
Boleslav, nachdem er in alten Kleidern und mit bloßen
Füßen nach St. Denis in Frankreich und nach Gnesen ge-
wallfahret war und Kirchen und Klöster erbauet hatte, starb
1139, gequält von Gewissensbissen, weil er seinen Stief¬
bruder Sbignew hatte tödten lassen. Sein Land ward
unter, seine Söhne getheilt. Der älteste davon, Wladis-
lav II., dir Krakau und Schlesien erhalten hatte, wo er
das Schloß Gräditz auf dem Gräditzberge erbaut haben soll,
ward durch seine Gemahlin Agnes, eine Deutsche Prinzessin,
verleitet, seine Brüder zu verjagen, und Peter Wlast, der
dagegen war, einzukerkern. Allein einige Jahre darauf
übten die Brüder das Vergeltungsrecht; Wladislav mußte
nach Deutschland flüchten, und sein Bruder Boleslav IV.
ward Regent. Wladislav fand wohl bei den Deutschen
) Man vergleiche: Or. Harnisch „Schlesien," Aufsatz Xll.