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Auch Sardinien, wo der Graf Cavour die Gunst der Großmächte 
für die künftige Lösung der italienischen Frage zu verdienen dachte, 
sandte 1855 15 000 Mann. Ostreich wollte die Russen nicht in den 
Donaufürstentümern sich festsetzen lassen und unterstützte Frankreich und 
England, so weit es ohne Krieg ging. Nur Friedrich Wilhelm IV. 
widerstand russenfeindlichen Einflüssen, so viel er konme7 um einem 
Krieg mit Ostreich auszuweichen, zog sich Rußland aus den Donau- 
sürstentümern zurück. Die Verbündeten aber beschlossen, um Rußlands 
Übergewicht zu brechen, nach Napoleons Rat einen Angriff auf die 
Krim und die Feste Sebastopol (spr. Sewastopol), deren im An¬ 
fang ganz ungenügende Werke durch den genialen Obersten Totleben 
mit Umsicht verstärkt wurden. Der Mangel an Eisenbahnen in dem 
ungeheuren russischen Reich wurde für den Krieg verhängnisvoll. Die 
Verbündeten (58 000 Engländer und Franzosen, dazu 8000 Türken, 
später die Sardinier) siegten an der Alma, bei Balaklawa und 
Jnkerman (1854) über die Russen unter Menschikofs und belagerten 
die tapfer verteidigte Feste. Ehe die Feste fiel, starb der stolze 
Zar 2. März 1855, ein Opfer der Enttäuschungen, die ihm der 
Krieg gebracht hatte. Endlich gelang dem neuen Oberfeldherrn, dem 
rücksichtslosen Pelis^ier, am 8. September 1855 die Erstürmung 
des Malakofs. Darauf verließ Menfchikoff die nun unhaltbare Feste. 
Der neue Zar Alerander II. C.1855—1881) konnte von einer Fort- 
fetzung des Krieges nichts mehr erwarten. Nach der Eroberung der 
armenischen Festung Kars entschloß er sich zum Frieden, der in 
Paris am 30. März 185B abgeschlossen wurde: Rußland verlor einen 
schmalen Landstrich an der Donaumündung, mußte dem Protektorat 
über die Donansürstentümer entsagen und die Neutralität des Schwarzen 
Meeres anerkennen, auf dem weder Rußland noch die Türkei eine 
Kriegsflotte halten durften. Dieser Ausgang mackte Napoleon sür eine 
Reihe von Jahren zum Schiedsrichter Europas.^- 
1857. c. Der indische Aufstand 1857. Das große englische Reich in 
Indien hatte im Laus des Jahrhunderts sich bedeutend vergrößert, 
namentlich den Pandschab und den Westen von Hinterindien erobert. 
Aber trotz der übertriebenen Schonung der religiösen Anschauungen, 
in der man selbst den Kindsmord und die Witwenverbrennungen lange 
duldete, trotz der zahllosen Wohlthaten, welche die englische Regierung 
dem Reich brachte, war unter den Mohammedanern und den Anhängern 
des hinduischen Heidentums keine wirkliche Anhänglichkeit entstanden. 
Man hoffte das Reich 100 Jahre nach seiner Gründung (1757) wieder 
zu stürzen. Das eingeborne Heer der Sivabis. den englischen Sol- 
baten zehn-, ja zwanzigsach überlegen, bot sich als Waffe. Mit dem 
Christentum geflissentlich unbekannt gelassen, ließen sich die Sipahis 
einreden, daß die Patronen der neu eingeführten Enfield-Büchse, bei 
deren Herstellung Schweine- oder Kuhfett verwendet worden sei, ein 
Mittel seien, Mohammedaner und Hindus unvermerkt zu Christen zu 
machen. So brach im Mai 1857 ein schrecklicher Militäraufstand in 
Mirat (nordöstlich von Delhi) aus, der sich unter entsetzlichen Greueln 
über das Gangesland ausbreitete. Am schrecklichsten wurde in Delhi 
und Kanpur, wo Nana SgM.450 Europäer, darunter 130 Frauen 
und Kinder, niedermetzeln ließ, gewütet. Zum Glück blieb der Pand- 
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