274 II.5. ) Von Augen, Ohren ꝛc.
Neunthel der vorigen. Je entfernter also bey sonst
gleichen Umstaͤnden die Koͤrper von uns sind, desto
schwaͤchere und desto weniger Lichtstrahlen kommen von
ihnen in unsre Augen. Daher koͤnnen wir den Unter⸗
schied ihrer Theile nicht so gut wahrnehmen, als
bey nahen Koͤrpern. Die Figur der Dachziegel, der
Giebel, Fenster und Thuͤren an entfernten Gebaͤuden,
laͤßt sich nicht unterscheiden. Die Farben der Ober⸗
flaͤchen werden gleichfalls in der Entfernung schwaͤcher
und undeutlicher. Auch hieraus schliessen wir (wie
schon gesagt ist) den Abstand der Dinge von uns, wel⸗
chen wir durch die Augen allein nicht beurtheilen
koͤnnen.
Wenn wir durch gefaͤrbtes Wasser oder Glas
Etwas ansehn; so scheint das Gesehne nach dem Ur
theile des Auges nicht dieselbe Farbe zu behalten; son⸗
dern es wird alsdann eine Mischung von der Farbe
des Wassers, oder des Glases, und derfenigen, in
welcher das Gesehne dem Auge in freyer Luft erscheint.
Durch einen rothen Zwischenkoͤrper scheint Alles roͤth⸗
lich, durch einen gelben gelblich: und ein Gelbsuͤchti⸗
ger sieht eben darum, weil seine Augensaͤfte gelb sind,
Alles fuͤr gelblich an.
Die Ursache der Daͤmmerung des Abends und
des Morgens ist in der Sonne, ob wir dieselbe gleich
alsdann nicht sehen koͤnnen. Sie erleuchtet naͤmlich
diejenige Luftgegend, die uns sichtbar ist. Die Mor⸗
genroͤthe und Abendroͤthe hat gleiche Ursachen Es
kommen alsdann von der Sonne solche Strahlen zu
uns, welche in der Luft und den Duͤnsten gebrochen
werden.
) Von