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ITI. Neuzeit,
den doch sonst so hochgebildeten Frankreich, das eine Reihe
der bedeutendsten Vertreter der Aufklärungsliteratur der Welt
geschenkt hatte, pochten die neuzeitlichen Reformforderungen
vergebens an die Tore des königlichen Palastes zu Versailles.
Darum brach hier, was aufgeklärte Monarchen eben zu verhüten
suchten, die Reyolution aus, die bei der allgemeinen Ent-
fesselung der menschlichen Leidenschaften weit über die gerech-
ten Forderungen jener Zeit hinwegstürmte.
61. Welche Verhältnisse bedingten den Ausbruch
der französischen Revolution?
Soziale Übelstände: Mehr als die Hälfte des gesamten Grund:
besitzes befand sich in den Händen der königlichen Familie, des
Adels und der hohen Geistlichkeit. Die einträglichsten
Stellen im Heere, bei Hofe und im Staatsdienste standen nur
liesen beiden privilegierten Ständen offen, die eine
verschwindende Minderheit in der Gesamtnation darstellten, Von
den 26 Millionen Einwohnern Frankreichs waren etwa 6 Mil-
lionen an den Bettelstab geraten und fast die doppelte Zahl war
nicht in der Lage, jene zu unterstützen. Trotzdem lasteten auf
lem Bürger- und Bauernstande, die den dritten Stand (tiers
$tat) bildeten, fast der gesamte Steuerdruck. Die Steuergelder
gingen durch das System der Steuerverpachtung zum guten Teile
überhaupt verloren, und was in den Staatssäckel floß, wurde sinn-
los verschwendet (Hofhaltung, Sinekuren). Am drückendsten
war die Lage des Bauernstandes, der unter den unmäßigen
Abgaben an die Grundherren, den Frondiensten und der Leib-
eigenschaft litt. Der Bürgerstand war gleichfalls hoch be-
steuert und hatte außerdem unter den zahlreichen Behinderungen
der gewerblichen Tätigkeit (Zunftordnung) und des Handels-
verkehres (Merkantilsystem) zu leiden.
Mißerfolge in der auswärtigen Politik: Der Siebenjährige
Krieg brachte Frankreichs militärische Schwäche mit erschrek-
kender Deutlichkeit zum Vorscheine. Noch verhängnisvoller war
es aber, daß der gleichzeitige Kolonialkrieg mit England (Friede
von Paris 1763) dem Staate den Verlust fast aller
üherseeischen Gebiete in Amerika und Indien