48 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands.
nach Tirol und Italien und die Straße vom unteren Rhein und Main nach Wien.
Zu alledem findet sich im Osten von Regensburg die bayerische Kornkammer, im
Westen aber der Donau-Main-Kaual, der nach einem vorzunehmenden Umbau wohl
noch von einschneidender Verkehrsbedeutung wird. — Die Stadt hat eine beachtens¬
werte Zucker- und ferner eine ansehnliche Pech-, Bleistift- und Schnupftabakfabrik.
2. Ostbayern.
Es setzt sich aus dem Ostbayerischen Grenzgebirge und seinem ober¬
pfälzischen Vorlande sowie dem Fichtelgebirge zusammen. Beide stellen
starkgewellte, wesentlich aus Granit, Syenit, Gneis, Quarz und Glimmer¬
schiefer aufgebaute Bergreihen (sog. Gruppengebirge) dar. Überall be¬
gegnet uns der gleiche, ruhige Ernst abgerundeter Höhen, an deren Relief sich
der Gegensatz zwischen den einzelnen, verschieden harten Felsarten be¬
sonders geltend macht. Die herrschende Gipfelform ist die Kuppe. Dicht
geschart tritt sie auf, meist walddunkel bis hinauf zum Scheitel. Mit
ihr wechseln schwachwellige Hochflächen, kurze, kammförmig ausgestreckte
Rücken und die Doppelgipfel der Hauptberge: Arber, Rachel und Osser.
Die dunkeln Bergwasser in Form kleiner, steilwandiger Seen und munterer
Flüßchen, dann und wann mit Perlmuscheln, ordnen sich dem Land¬
schaftsbilde trefflich ein. Das Ost bayerische Grenzgebirge
enthält zwei von Südost nach Nordwest streichende Bergreihen: den
hinteren, höheren Wald (Böhmerwald) vom Dreisessel¬
berg bis Furth, der Bayern von Böhmen trennt — und den vorderen
Wald (B a y e r w a l d), der ohne einen tieferen Quereinschnitt mehr
plateauförmig längs der Donau bis Passau zieht und im Dreitannenriegel
mit 1100 m seinen höchsten Punkt erreichte. Zwischen dem vorderen
und hinteren Walde breitet sich ein mehr hügeliges Land aus. Mitten
durch dasselbe zieht der P f a h l, ein mächtiges Quarzriff, durch Ver¬
witterung aus seiner Nachbarschaft herausgemeißelt, schnurgerade hin.
Der landschaftliche Hauptreiz des Ostbayerischen Grenzgebirges be¬
steht weniger in seinen Berghäuptern, Tälern und Seen als in der stillen,
meist wahrhaft überwältigenden Waldesherrlichkeit. Daher ist auch neben
Ackerbau (Getreide, Flachs) und Viehzucht die Ausbeutung des Holz¬
reichtums der Haupterwerbszweig der vergleichsweise dünnen Bevölkerung.
Das hervorragendste Holzprodukt des „Waldes" ist das kostbare Resonanz¬
holz, für dessen Herstellung eigene Fabriken tätig sind. Weit älter als
die Holzindustrie ist allerdings die auf das Vorkommen von Quarz und
Quarzsand sich gründende Glassabrikation. Kein zweites Waldgebirge
Europas hat so viele Glashütten aufzuweisen als der Bayer- und Böhmer¬
wald. Besonders zahlreich sind sie um Zwiesel. Dort ist die günstigste
Gelegenheit, die gesamte Glasfabrikation kennen zu lernen von der Her¬
stellung des einfachen Tafelglases an bis hinauf zu der des feinsten Spiegel-
und Kristallglases.