Full text: Die mathematische Erdbeschreibung (Theil 1)

Erfahrungen, und bey tief eingewurzelten Vorurtheilen, 
verschiedene, meistens ungereimte Vorstellungen von der 
Gestalt der Erde. Selbst die Philosophen folgten hierin 
den tauschenden Sinnen, und gaben eine flache Scheibe 
(nach §. 37.), einen Würfel, eine Walze und noch an¬ 
dere Gestalten als die Gestalt der Erde an, bis endlich 
Thales, Anarinander, Pythagoras u. a. öffent¬ 
lich lehrten, daß die Erde eine Kugel sey. 
§. 39. 
Die Erde hat eine kugelförmige Gestalt. 
Beweis. Da wir bey Bestimmung der Gestalt der 
Erde, um eine anschauende Erkenntniß von derselben zu 
erhalten, uns nicht weit genug über die Erdoberfläche er¬ 
heben können, um sie aus einer hinlänglich großen Ent¬ 
fernung, wenigstens dem größten Theile nach, zu über¬ 
sehen, so müssen wir zu anderen Hilfsmitteln unsere Zu¬ 
flucht nehmen. 
A. Die Erde ist rund von Süden nach 
Norden. 
Wer in gerader Richtung von Süden nach Norden 
reiset, wird finden, daß die nördlichen Sterne am Him¬ 
mel immer höher sich zeigen, die südlichen dagegen in 
demselben Maße tiefer erscheinen, oder auch gar ver¬ 
schwinden, und umgekehrt entdecken wir auf einer Reise 
von Norden nach Süden neue, von uns vorher nie ge¬ 
sehene südliche Sterne, während die nördlichen steh ver¬ 
tiefen. Nun würden wir auf einer platten Erdscheibe bey 
unseren, auch tausend Meilen langen Reisen von Norden 
nach Süden, oder umgekehrt, nie andere,' an unserem 
Wohnorte nicht gesehene Sterne erblicken. Hat aber die 
Erde eine kugelförmige Oberfläche von Süden nach Nor- 
A m m o n' s Math. Gcogr. z
	        
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