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Europa. DaS Königreich der Niederlande oder Holland.
ß. 4. Das Klima ist Küsten- und Jnselklima, mit dem vorherrschenden
| Charakter der Feuchtigkeit, welcher durch das Meer, die vielen Sümpfe, Kanäle. Fluß-
! laufe bedingt ist, besonders auf die Metalle angreifend einwirkt; die Sommer sind
neblig und kühl, die Winter milde, die Luft in der Meeresnähe Salzsä»re enthaltend,
im Frühlinge sehr häufig mit Moorrauch erfüllt. — Die mittlere Jahreswärme in
Amsterdam gegen 12° C., die größte Sommerwärme 27 — 28" (1 Ganz heitere
Tage sehr selten, selten 8, noch seltner 14, sehr selten 30 Tage hinter einander heiter.
Nebel sehr häufig, 24 — 40" jährliche Regenmenge, Schnee seltner, Gewitter durch«
schniltUch 1b im Jahr, 8 »Winde die vorherrschenden, die »Winde sehr feucht, die
0- und AWinde sehr kalt und trocken, 8Wmde feucht, warm, trübend, Sturmwinde
nicht selten, zuweilen verheerend, besonders an den Küsten. Das Klima im Ganzen
ungesund, in vielen Gegenden Fieber, besonders in Seeland im Juli und August ge»
fährlich; Utrecht zeichnet sich durch seine reine Luft vor de» übrigen Provinzen aus;
die Natur schweigsam, ohne rauschende und riefelnde Gewässer, ohne rauschende Wälder.
§.5. Die Oberfläche der Niederlande besteht fast ausschließend nur aus
Fluth- und Schlemmland, mächtige und ausgedehnte Lager von Gerölle und Sand,
von Lehm und Mergel, von fruchtbarem Schlammboden, auf dem oft in weiter Er¬
streckung hin kein Steinchen aufgefunden werden kann, darunter Lehm, Thon und
ähnliche Gebilde, nur um Mastricht anstehendes Felsengestcin, reich an Versteinerungen,
den Terliärgebilden angehörig; merkwürdig die in einigen Gegenden, namentlich in der
Haide von Amersfoort und in der Provinz Utrecht verbreiteten Granit- und Por-
phyrblöcke, welche skandinavischen Ursprungs erscheinen; sonst keine Gesteine, die
Steine zum Bau und zur Beschwerung der Deiche werden aus Norwegen eingeführt;
fast überall Torf-, Morast- und Rasen eisen steinbildungen. Darum außer
Torf und Eisenerzen fast keine Erzeugnisse des Mineralreichs; an der Meeres¬
küste wird See salz aus dem Meereswasser gewonnen.
Die Flora ist der englischen sehr ähnlich, besitzt 1018 Pflanzen mit ihr gemein¬
sam; sehr viele Gräser und Cypergräser, überhaupt viele Monokotyledonen, viele
Sumpf-, Wasser-, Sand- und Strandpflanzen; sehr wenig Wälder, auf den weitesten
Strecken gar nicht vorhanden, viele Baumgänge und Baumrcihen, Torf dient statt des
Holzes als Feuerungsmaterial, das Bauholz wird in großen Flößen aus Deutschland
eingeführt; Baumgruppen und Gärten um die Häuser, ausgezeichneter und ausge¬
bildeter Gartenbau; mehr Wiesen als Aecker, trefflicher Anbau und sorgfältige Be¬
nutzung des Bodens, weite, grüne Wiesen, reich mit dem schönsten Rindvieh bevölkert.
Der dem Lande von der Natur versagte Reiz der Abwechslung wird durch die erhöhte
Kultur der Felder, der Wiesen und Gärten ersetzt, schöne einladende Baumanlagen,
schöne Blumenbeete um unmuthige, oft prächtige Häuser auf den oft häufigen Land¬
sitzen, Buitens oder Buitenplaatsen. Der holländische Gartenbau ist berühmt, eigen¬
thümlich ausgebildet, einträglich; holländische Blumenzwiebeln, Hyazinthen, Tulpen,
Tazctten, Jonqu'.llen, Ranunkeln sind weltberühmte und einträgliche Handelsartikel
geworden, wurden einst und werden zum Theil jetzt noch zu sehr hohen Preisen verkauft.
Die Haarlemer Blumenzwiebeln und Zierpflanzen werden noch immer weithin gesucht, der
Handel damit hat schon große Summen, viele Millionen nach Haarlem geführt; fiüher herrschte
eia leivenschastltcher Eifer, in Farven und Großen das Seltsamste zu ziehen; in der Mitre des
17. Jahrhunderts wurden für eine einzige Blumenzwiebel 5 — 10,000 Fl. für eine Zwiebel.
Viceroi genannt, wurden 4 Wiepel Weizen, 8 W spel Roggen, 4 fette Ochsen. 8 Ferkel.
12 Schake, 2 Orchofl Wein. 4 Tonnen Bier, 2 Tonnen Butter, 1000 Pfund Käse, ein Bündel
Kleider und ein silberner Becher gegeben; noch jetzt werden einzelne Zwiebeln mit 100 Gulden
bezahlt; die stolzen Kaiserkronen, die prachtvollen Tulpen, die duftenden Hyazinthen stad oft