Full text: Die neue und neueste Zeit von 1648 bis jetzt (Teil 3)

— 254 — 
Waffenstillstand abgeschlossen worden. Alle Ausfälle, die der Feind unter- 
nahm, um die Belagerungsarbeiten zu stören oder die Einschließungslinie zu 
durchbrechen, waren stets siegreich zurückgewiesen worden, so am 13. Oktober, 
wo das Schloß St. Cloud durch die Franzosen selbst von ihrem Haupt- 
bollwerk, dem Mont Valerien, aus zusammengeschossen wurde, am 30. Ok- 
tober, wo die Preußische Garde das stark befestigte Dorf Le Bourget im 
Sturm wegnahm, am 30. November, wo sächsische und württembergische 
Truppen bei Villiers einen mehrstündigen Kamps ruhmreich bestanden. Die 
Belagerten hatten vom 21.—23. Dezember wiederum Ausfälle gemacht, darauf 
hatte am 27. Dezember die Beschießung des Mont Avron begonnen. 
Vom 5. Januar 1871 an wurden sämtliche Forts und die Stadt Paris, 
beschossen. Am 19. Januar fand der letzte Ausfall (von den Franzosen 
die Schlacht am Mont Valerien genannt), gegen Versailles statt, der mit 
100000 Mann ausgeführt wurde, aber mit großem Verluste für die 
Franzosen endigte. Da nun auch der Mangel an Lebensmitteln in der 
Stadt sehr drückend geworden war, erschien am 23. Januar Jules Favre 
in Versailles, um über einen Waffenstillstand zu unterhandeln, der am 
28. Januar unter der Bedingung der Übergabe sämtlicher Forts und der 
Berufung einer Nationalversammlung nach Bordeaux zur Förderung des 
Friedens geschlossen wurde. Belsort und die Südarmee waren nicht in 
den Waffenstillstand mit eingeschlossen. Der Widerstand der stolzen Stadt 
war nun vollständig gebrochen. 
Der Friede. Am 1. März hielten die Deutschen, 30000 Mann stark, 
ihren Einzug in Paris, beschränkten sich jedoch auf einen vertragsmäßig 
bestimmten Raum, während sich die schon am 12. Februar zusammengetretene 
Nationalversammlung beeilte, den Frieden zum Abschluß zu bringen. 
Nach mehrfach persönlichen Besprechungen des Grafen Bismarck mit den fran- 
zösischen Unterhändlern Thiers, der von der Nationalversammlung zum 
Haupte der französischen Republik ernannt war, und Favre kamen am 
26. Februar die Friedenspräliminarien von Versailles zustande. 
Danach verzichtete Frankreich zu Gunsten Deutschlands auf ganz Elsaß und 
auf Deutsch-Lothringen mit Einschluß der Stadt und Festung Metz. 
Doch wurde deutscherseits Stadt und Festung Belsort, das am 16. Februar 
kapituliert hatte, an Frankreich zurückgegeben. Frankreich übernahm es, 
als Kriegskostenentschädigung 5 Milliarden Franken (4000 Millionen 
Mark) binnen drei Jahren zu zahlen. Die Champagne und andere Ge- 
biete Frankreichs blieben als Pfand für die Kriegskosten vorläufig von 
deutschen Truppen besetzt. Am 2. März wurde dieser Vertrag von der 
Nationalversammlung angenommen und beiderseits vollzogen, und jetzt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.