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Und spricht: 'Lieb Kind! du sitzest hier? 
Komm doch heraus und spiel bei mir!' 
Den Knaben stört es nicht, 
Zum Sonnenschein er spricht: 
'Erst laß mich fertig sein!' 
Der Knabe schreibet weiter, 
Da kommt ein lustig Vögelein, 
Das picket an die Scheiben 
Und schaut so schlau zu ihm herein. 
Es ruft: 'Komm mit! derWald ist grün, 
Der Himmel ist blau, die Blumen 
blühn!' 
Den Knaben stört es nicht. 
Zum Vogel kurz er spricht: 
'Erst laß mich fertig sein!' 
Der Knabe schreibt und schreibet, 
Da guckt der Apfelbaum herein 
Und rauscht mit seinen Blättern 
Und spricht: 'Wer wird so fleißig sein? 
Schau meine Äpfel! Diese Nacht 
Hab' ich für dich sie reif gemacht!' 
Den Knaben stört es nicht, 
Zum Apfelbaum er spricht: 
'Erst laß mich fertig sein!' 
Da endlich ist er fertig; 
Schnell packt er seine Bücher ein 
Und läuft hinaus zum Garten. 
Juchhe! Wie lacht der Sonnen¬ 
schein ! 
Das Bäumchen wirft ihm Äpfel zu, 
Der Vogel singt und nickt ihm zu. 
Der Knabe springt vor Lust 
Und jauchzt aus voller Brust; 
Jetzt kann er lustig sein! 
7. 
Ämalie und Gustav. 
Bon Löhr. 
Plaudereien, hcrausg. o. Vilmar. Marburg und Leipzig 1850. I, 28- 
Mürrisch saß der kleine Gustav vor seiner Hausthüre und 
sah zur Erde. Der große Türk, des Nachbars Hllnd, hatte ihm 
ein Stück Kuchen weggenommen, welches er eben verzehren wollte, 
und darüber grollte er nun. 
<Denke nicht mehr an den Kuchen, lieber Gustav!' sagte seine 
Schwester Amalie zu ihm, <du bekommst ihn doch nicht wieder! 
Komm, wir wollen spielen!' 
^Jch mag nicht spielen,' antwortete ihr Gustav sehr verdrießlich, 
spiele du allein.' 
^Gustav, lache einmal mit mir,' sagte nach einem Weilchen Amalie, 
die ihren Bruder so gern wieder ausgeräumt machen wollte. 
^Dummes Mädchen, so laß mich doch; ich will ja mit dir nichts 
zu thun haben!' antwortete Gustav murrend. Amalie wurde nicht 
verdrießlich darüber, daß Gustav schimpfte; sie sann hin und her, 
wie ste ihren Gustav aufheitern wollte, aber es siel ihr nichts bei. 
Willst du ein schönes Vogelnest sehen?' fragte sie ihn nach 
einigen Augenblicken; aber Gustav antwortete ihr gar nicht. 
Was fang ich doch nur an,' dachte sie, üun Gustav vergnügt 
zu machen?' 
Amalie gieng ins Haus und holte Gustav'S Trommel und 
trommelte im Hose herum. Hurtig kam Gustav in den Hof. <Laß 
meine Trommel!' rief er ärgerlich, <die Trommel ist mein!' Aber Amalie 
hörte nicht darauf.
	        
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