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und meine Trommel wegstellen, will's gleich in die Kammer thun,' 
sagteAlexander; und die kleineMariespraeh -/Ich will gewiß nicht lärmen) 
Die Krankheit der guten Mntter dauerte einige Wochen. In 
dieser Zeit lernten die Kinder einsehen, wie nöthig ihnen die Mutter 
sei, woran sie vorher kaum gedacht hatten. Da saßen Elise, 
Alexander und Marie oft freu ganzen Vormittag, ehe sie ordentlich 
angezogen wurden; denn der Vater hatte nothwendige Geschäfte 
außerhalb des Hauses, und die Magd war ebenfalls mit Arbeiten 
beschäftigt, die sich nicht aufschieben ließen; — das Frühstück, das 
Mittagsbrot und das Abendessen kamen selten zu rechter Zeit aus 
den Tisch; denn niemand wußte alles so gut anzuordnen und 
einzurichten, wie die Mutter; niemand wußte so genau, wo jede 
Sache aufgehoben war, und im ganzen Hause war eine Unordnung 
und eine Unruhe, welche alle bemerkten; — selbst der Vater war 
nicht im Stande, das zu verhüten, so sehr er sich auch um alles 
bekümmerte, und überdem war er auch so traurig und niedergeschlagen. 
Wenn die Kinder sonst etwas haben oder etwas wissen wollten, 
so wandten sie sich gleich an die Mutter; aber an wen sollten sie 
sich jetzt wenden? Der Vater hatte entweder für die Mutter zu 
sorgen, oder mit seinen andern Arbeiten zu thun, lind die Magd 
nahm sich ihrer sehr wenig an. 
Da wünschten nun die Kinder herzlich, daß die Mlitter bald, 
bald wieder gesund werden mochte, und doch nicht bloß darum 
allein; sondern alle diese Kleinen hatten die Mutter herzlich lieb. 
Elise schlich an das Bette und fragte leise: Mas machst dck, Mutter?' 
Alexander saß ganze Stunden ans einem Orte ganz stille, und 
Marie nahm ihr Stühlchen, trug es ans Bette der Mutter hin, 
setzte stch daraus und legte ihr Köpfchen ans das Bette und fragte: 
^Stehst du bald wieder auf, liebe Mutter?' 
Die Mutter konnte nur wenig antworten, so schwach war 
sie; sie streichelte und liebkosete die Kinder mit ihrer matten Hand 
und sah sie traurig an. 
Eines Tages war die Mutter kränker, als sonst; der Vater 
war viel betrübter, und der Arzt hatte bedenklich den Kopf geschüttelt. 
Da ließ Frau Gutseld alle ihre Kinder ans Bette kommen und 
sagte mit schwacher und oft unterbrochener Stimme: 
«Kinder, ich werde vielleicht sterben, und dann wird euch keiner 
wieder so lieb haben, wie ich, ausgenommen der Vater. Ach! 
seid folgsam und lernt alles Gute, und'thut niemals etwas Böses — 
unfr denkt fleißig an Gott, der nur die guten Menschen lieb haben 
kann. Versprecht mir das, Kinder!' 
Die Mutter streckte ihre Hand aus, indem sie das sagte, — 
und die Kinder beugten sich über die Hand der Mutter wehmüthig 
nieder, benetzten die liebe Hand, die sie so oft gepflegt und gewartet 
hatte, mit ihren heißen Thränen und konnten vor lautem Schluchzen 
kein Wort sprechen.
	        
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