239 
nachmittags zur Schlacht kommen. Aber erst nach euer Uhr war 
endlich der schwierige Engweg von St. Lambert, über und durch 
den Bach von Lasnes, zurückgelegt, und nur zwei Brigaden und 
die Reiterei von Bülow hatten jenseits ihre verdeckte Aufstellung 
erreicht und erwarteten das Herankommen der übrigen. Napoleon 
indes war auf feiner fernen Höhe die nahenden Preußen gewar 
geworden, hielt ste jedoch für wenig bedeutend und sandte nur an 
Grouchy den Befehl, seinen Angriff gegen das preußische Heer, 
welches er zu verfolgen beauftragt war, zu verstärken. Blücher 
aber, die Gefahr Wellingtons erkennend, gab seinerseits, ohne sich 
lange zu besinnen, den Befehl zum Vorrücken, er glaubte die Wir¬ 
kung für das Ganze in diesem wichtigen Augenblicke jeder andern 
Betrachtung vorziehen §n müssen; sein einzelnes Unternehmen 
konnte scheitern, da nur erst so wenige Truppen heran waren, 
aber die Schlacht konnte dadurch zum Vortheil entschieden werden. 
Die beiden Brigaden Fußvolk und die Reiterei, unter Allführung 
des Prinzen Wilhelm von Preußen, drangen demnach ungesäumt 
zum Angriff gegen das Dorf Frichemont und in den Rücken des 
französischecr rechten Flügels vor; sie zogen sich, nach Maßgabe, 
daß die übrigen Truppen nachrückten, mehr lind mehr links, um 
das Dorf Planchenois zu gewinnen, welches theilweise erobert 
wurde, doch in hartnäckigem Kampfe iioch lange streitig blieb. 
Napoleon hatte sofort genauere Kunde voll dem Anzuge der Preußen 
erlangt, doch noch immer nickt voii ihrer Macht imb Eile; erst 
als sie auf der Höhe non St. Lambert sichtbar wurden, ließ er 
gegen sie einige Regimenter seitwärts im Haken aiifstellen. Blücher 
aber gab nun durch frühzeitiges Geschützfeuer dem Heere Welling¬ 
tons das Zeicheii seiner ersehnten Ankunft; dieser Kanonendonner 
erweckte ben Engländern frohe Zuversicht, den Franzosen Staiinen 
und Bestürzung. Jetzt schickte Napoleon ben sechsten Heertheil, 
den er bisher iioch aus dem Gefechte zurückgehalten, dem Angriffe 
der Preußen entgegen, und es entstand ein heftiger Kampf, in 
welchem die beiden Brigaden anfangs gegen die Übermacht einen 
harten Stand hatten. Blücher indes sandte allen Truppentheilen, 
deren Herankommen er auf alle Weise rastlos beeilte, den Befehl, 
ihre Richtung geradezu ans die Höhe von Bellealliance 511 nehmen, 
deren Gebäude über die gaiize Gegend sichtbar emporragten; der 
Bach von Lasnes sollte die Stütze des linken Flügels bleiben. 
Der Kampf stand in aller Heftigkeit, als Blücher von dem General 
von Thielemann die Meldung erhielt, der Marschall Grouchy habe 
ihn bei Wavre mit beträchtlicher Truppenmacht angegriffen und 
suche den Übergang über die Dyle 511 erzwingen; wenn dies ge¬ 
lang, so konnte das Heer, im Fall Napoleon die Schlacht be¬ 
hauptete, zwischen zwei Feuer kommen und vernichtet werden. 
Doch Blücher hatte für die Meldung, der Feind greife ihn im 
Rücken an, dasselbe Wort wie bei Hainau: Gor ihm lag die Ent¬
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.