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Gipfel Jsaurischer Berge. Der Ort war sonst in der Nachtzeit 
Leer. Aasgeiern allein und dem Schuhu, der in den Löchern 
Nistete unter den Stufen, gehörte die traurige Stätte. 
Denn ein Geruch hintrocknenden Bluts von den Opfern im Sande 
Schärfte die Gier des Gevögels und bannte sie fest und betrog sie. 
Manchmal wandelten auch Windlichter und mensckliche Stimmen 
Längs dem gewaltigen Rund, und es jauchzten Gesänge, vom Nachtwind 
Dumpf in einander geschleift, wenn üppige Zecher ein Muthwill 
Aus der beklommenen Stadt in die Nacht zu den Bergen Hinaustrieb. 
Heut war über dem Sand ein geschäftiges Treiben, ein Rufen 
Hier und dort, und ein Schallen von Schlägen der Art. In die Erde 
Hatten sie Fackeln gepflanzt, im Geviert, und droben der schwüle 
Mond mit wankender Helle verschwand und kam, wie die Wolken 
Wanderten. Rings brach krachend das Holzwerk, stürzten die Planken, 
Welche den Zwinger der Thiere verrammelten, und die Umzäunung 
Vorn an den Sitzreihn fiel. Das schleppte das Tempelgesinde 
All in die Mitte zusammen und schichtet' es über einander, 
Wie es sich traf. Beim Werke gebot ein Kybelepriester, 
Andere kamen und giengen und sprachen zu ihm, und sie horchten 
Oft in die Felder hinaus gen Jkonium. Aber zuletzt noch 
Ward ein Mann in die Höhe geschickt, der eilte die Stufen 
Bis zur Bekrönung hinauf. Dort fällt' er der ragenden Fichten 
Einige, und mit Geprassel und Krachen der störrigen Äste 
Kam es heruntergeschossen und schlug in den sprühenden Sand ein. 
Und dies Holz ward rings um den Scheiterhaufen gesammelt. 
Rasch zu empfangen die Glut und zu nähren mit rinnendem Harze. 
Doch inmitten des Bau's, schlank wiegend den zierlichen Wipfel, 
Stand als Pfahl für das Opfer ein Pinienbäumchen errichtet. 
Nun war alles gethan, und der Priesterhaufe, behaglich 
Lagert' er, wischte den Schweiß, und sie redeten unter einander. . . . 
Während sie sprachen, war schon zu des nächtlichen Amphitheaters 
Thor das Getümmel gelangt. Nun strömt' es hinein. Am Gerüste 
Standen sie, gafften es an und wiesen es einer dem andern, 
Mancher mit Grausen. Sodann zu den Stufen hinauf mit erneutem 
Lärmen und Drängen ergoß sich das dunkle Gewühl, wie ein Landsee, 
Dem man das Bett abgrub, mit schwellenden Wogen auf einmal, 
Wenn sich die Schleuse geöffnet, zurückstürzt, erst sich der Tiefe 
Wieder bemächtigt und dann langsam an den Ufern hinaufwächst. 
Jetzt, da alle gelagert, erschien der gewaltige Rundbau 
Nicht zum Rande gefüllt und die Sitzreihn öde zur Hälfte. 
Denn im Kreis um den Holzstoß blieb auf dem ebenen Sande 
Nicht der geringere Theil, so viel sich die Priester bemühten, 
Frei zu erhalten den Platz, denn dort schon nahte der Prätor. 
Aber der Mondnacht Helle verschwand, und dunstige Feuchte 
Drängte sich unter dem Himmel in schwärzlichen Streifen zusammen. 
Nur die Nächsten erkannten im Kreis der Cohorte die Jungfrau 
Hinter den Herrschern der Stadt. Das Volk stund auf von den Sitzen, 
Spähend, verhaltenen Athems, und über die Köpfe der Vordern 
Reckt' ein jeder den Hals in heißer Begierde zu schauen. 
Da schwand völlig der Mond, denn es wälzt' ein plötzlicher Sturmwind 
Hinter den Bergen hervor ein Wolkengebirg, und bedrohlich, 
Wie ein geborsten Gewölbe hieng's über den Häuptern der Menge. 
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