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Asien. 
Uchkeit, wozu wohl der Umstand am meisten beiträgt, daß dieser Ort, 
der von Einigen eine Stadt, von Andern ein Dors genannt wird, 
unter seinen 3000 Bewohnern fast lauter Christen hat. Sie beschäf¬ 
tigen sich außer dem Getreide-, Obst- und Weinbau auch mit Verfer¬ 
tigung von Kruzifixen, Rosenkränzen, heiligen Krippen und ähnlichen 
Gegenständen der frommen Verehrung, worin sie recht geschickt sind 
und oft hübsche Sachen liefern. Die Perlmuttermuscheln, welche sie 
von den Arabern aus der Gegend von Suez am rothen Meere kaufen, 
dienen ihnen hauptsächlich zum Bearbeitungsstoff. Auf den großem 
dieser Muscheln schneiden sie nach gedruckten Mustern, welche ihnen 
von den Priestern verschafft werden, alle mögliche Heiligenbilder und 
Szenen aus der Lebensgeschichte Jesu, machen auch daraus Kästchen, 
Dosen, Medaillons, Kruzifixe und Rosenkränze. Letztere verfertigen 
sie auch aus verschiedenen Holzarten und Fruchtkernen und färben sie 
dann roth, gelb oder schwarz. Auf dieselbe Weise bearbeiten sie gleich¬ 
falls den sogenannten Mofisstein, den sie aus der Umgegend des todten 
Meeres und aus dem steinigen Arabien holen. Sowohl die Katholiken, 
als die Griechen und Armenier haben hier Klöster, von welchen das 
erste den Franziskanern gehört und mit der größten Gastfreundschaft 
die ankommenden Fremden und Pilger aufnimmt. Es liegt an der 
Ostseite Bethlehems, besteht aus mehreren unregelmäßigen massiven 
Gebäuden, die sämmtlich von ungeheuern Mauern eingeschlossen 
sind, wodurch das Ganze einer Festung nicht unähnlich sieht. Der 
Eingang ist sehr unfreundlich, denn eine einzige Pforte, die so niedrig 
ist, daß ein Knabe nicht ungebückt eintreten kann, bildet den Eingang 
des von Außen fensterlosen Klosters. Es steht, so wie auch die beiden 
andern Klöster der Griechen und Armenier in unmittelbarer Verbindung 
mit der St. Marienkirche, die von Quadersteinen in Form eines Kreuzes 
erbaut, 76 Schritte lang, im Kreuze 46 und im Schiffe 30 Schritte 
breit ist. Das Schiff, welches den Armeniern gehört, ist mit 48 in 
4 Reihen stehenden, 18 F. hohen, goldgesprenkelten Säulen geziert. 
Der übrige Theil der Kirche ist mittelst einer Mauer von dem Schiffe 
abgesondert und gehören den Griechen. In diesem Theile, in dem 
Chore befinden sich 3-Altäre. Vor dem mittelsten oder dem Haupt¬ 
altare ist ein Stern von Marmor in den Boden eingelegt, der die 
Stelle bezeichnen soll, über welcher der Stern stille stand, durch den 
die drei Weifen aus dem Morgenlande herbeigeführt wurden, und jener 
Stern soll sich gerade über der Stelle befinden, wo Jesus geboren 
wurde. Diese Stelle zeigt man in der heiligen Grotte, die 
unter dem Chore der Kirche ist, und zu der zwei Wendeltreppen von 
15 Stufen aus dem Chore hinabführen. Diese Grotte ist in den 
Kalkfelsen gehauen, 40 F. lang, am Eingänge 12 F. breit, verengt 
sich aber immer mehr nach hinten zu, und hat eine Höhe von 9 F. 
Drei porphyrne Säulen unterstützen die Decke, die wie die Wände hier 
und da mit Gemälden und Damastdecken und andern kostbaren Zeugen
	        
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