Osmanisches Reich.
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verziert ist. Den Boden bedecken schöne Marmorplatten. Im Hinter¬
gründe der Grotte befindet sich in dem Boden eine Vertiefung, welche
nus schönem Marmor gebildet ist und die Geburtsstatte Jesu bezeich¬
nen soll. Diese Vertiefung wird von einer silbernen, mit Jaspis
und Marmor eingefaßten und mit edlen Steinen, die sich in Strah¬
len gleich einem sechseckigen Sterne brechen, ausgelegten Silberplatte
umgeben, auf welcher die Inschrift zu lesen ist: Hie de virgine
Maria Jesus Christus natus est (Hier ist von der Jungfrau
Maria Jesus Christus geboren worden)." Hinten bei dieser Vertiefung
ist an der Wand eine Marmorplatte in Gestalt eines Altars, an wel¬
chem Messe gelesen wird, und über welchem drei Lampen vor einem
die Geburt Jesu darstellenden Gemälde hangen. Überhaupt sind in
der Grotte einige und dreißig silberne Lampen angebracht, die immer¬
wahrend brennen und sie erhellen, da sie gänzlich des Tageslichts erman¬
gelt. Am Eingänge der Grotte zeigt man eine in den Felsen gehauene
Höhlung als die Krippe *) und daneben einen Stein von der Gestalt
einer Wiege als die Stelle, wo Jesus auf dem Stroh lag. Sodann
befindet sich in der westlichen Wand der Grotte eine Thüre, welche
durch einen schmalen, in den Felsen ausgehauenen Gang in verschiedene
kleine Gemacher und Kapellen führt z. B. die Kapelle des heiligen
Joseph, Marias Gatten, die Kapelle der unschuldigen Kinder ic. In
dieser Geburtsgrotte Jesu wird Tag und Nacht in der Reihe und nach
der Ordnung von den Priestern der drei oben genannten Religionspar¬
theien, die jedoch unaufhörlich wegen eines größern oder geringern An¬
theils am Heiligthum in Streit mit einander liegen, Gottesdienst ge¬
halten.
In Irak Arabi liegt auf dem linken Ufer des Tigris oder
Tigr, über den hier eine Schiffbrücke führt, die ziemlich große Stadt
Bagdad, die in den ersten Jahrhunderten des Islam weltberühmte
Residenz der Kalifen, und damals prachtvoll; doch ist von der vorma¬
ligen Größe und Pracht wenig mehr vorhanden. Einem Reisenden,
der zu Wasser (auf dem Tigris) von Baßra nach Bagdad kommt,
muß diese Stadt beim ersten Anblick sehr auffallen. Nachdem er eine
lange Zeit nichts als Wüste gesehen, bemerkt er gar keine Verände¬
rung, die ihm anzeigte, daß er sich einer volkreichen Stadt von 80
bis 100,000 E. nahet. Er fahrt den Tigris durch alle seine Win¬
dungen hinauf, bis auf einmal die berühmte Stadt ganz vor seinen
Blicken dasteht, und der erste Anblick rechtfertigt wirklich den Begriff,
den uns die Verfasser der unter dem Namen der Tausend und Eine
Nacht bekannten Persischen, Indischen und Arabischen Mahrchen von
ihr geben. Bagdad ist von einer mit Zinnen versehenen Mauer um¬
ringt, der Theil nach dem Pallaste zu ist mit vielfarbigen verglasten
') Die eigentliche Krippe, in welcher Jesus als ncugeborneS Kind ge¬
legen haben soll, zeigt man in Rom vor»