Ceylon. 
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welche der Gegend den Charakter eines schönen wohl zusammenstimmen¬ 
den Ganzen mittheilte, wie es die Natur in so vollkommenem Maße 
selten darbietet. 
Nachdem wir uns hinlänglich an den Anblick der prachtvollen Aus¬ 
sicht ergötzt hatten, so wendeten wir unsere Aufmerksamkeit auf den 
Gipfel des Berges und den Gegenstand, der jährlich Tausende von 
Menschen veranlaßt, diese beschwerliche Wallfahrt zu unternehmen. Der 
Gipfel hat nur eine sehr kleine Oberfläche, 74 F. in der Breite und 
24 F. in der Länge. Die eigentliche Kuppe ist ein sich etwa 8 F. 
hoch über dem Beden erhebender Fels, auf dessen Spitze der Gegen¬ 
stand der Anbetung der Pilger sich befindet, nämlich die heilige Fuß- 
stapfe des Buddha, der an dieser Stelle zuerst die Insel betreten 
und diesen Eindruck seines Fußes zurückgelassen haben soll. Es ist dies 
eine Vertiefung in der Oberfläche des Felsen, von 5 F. 3| Zoll Länge, 
2 F. 7 Zoll Breite und 2 F. 5 Zoll Tiefe. Der Rand ist mit 
Messing eingefaßt und mit einigen wenigen Gemmen *) von geringem 
Werthe ausgeschmückt. Über dieser Kuppe ist ein Dach angebracht, 
welches auf 4 Pfeilern ruht und mit 4 eisernen Ketten an den Felsen, 
um welchen herum ein niedriger Wall aufgeworfen, befestigt ist. Das 
Dach war mit farbigen Tüchern und sein Rand mit Blumen und 
wehenden Wimpeln und Fahnen bedeckt, was einen recht fröhlichen An¬ 
blick gewahrte. Die Vertiefung gleicht der Gestalt eines menschlichen Fu¬ 
ßes und scheint von der Natur und Kunst herzurühren; gewiß sind die 
Einschnitte oder Zacken, welche den Zwischenraum der Zehen andeuten 
sollen, künstlich verfertigt, denn ein kleines Stück davon, welches ich 
heimlich abriß und untersuchte, bestand aus einer Mischung von Sand 
und Kalk, und war mithin von einem ganz andern Stoffe als der 
Felsen selbst. Etwas tiefer unterhalb des Felsens befindet sich eine 
kleine steinerne Nische, dem Sa-men, dem Schutzgotte des Berges 
geweihet. Innerhalb des Walls ist ein kleines Haus, das nur ein Zim¬ 
mer hat, in welchem der dienstthuende Priester wohnt. Dieses und 2 
kleine Hütten außerhalb des Walls sind das einzige Obdach, was man 
auf dem Berge findet. Sonst ist auf diesem Gipfel weiter nichts 
Merkwürdiges, als ein kleiner Hain von einer Art Alpenrosen (Rho¬ 
dodendron arboreum), welcher mit rothen Blumen bedeckt, einen sehr 
lieblichen Anblick gewahrt und für heilig und unverletzlich gehalten wird. 
Wir blieben die Nacht auf dem Berge. Am nächsten Morgen, 
kurz vor Sonnenaufgang, wurden wir durch den Lärm einer eben an¬ 
kommenden Schaar von Pilgern aufgeweckt. Sie bestand aus Sing- 
halesen, Männern und Weibern, alle nett und reinlich in ihre festli¬ 
chen Gewänder gekleidet. Sie begannen ihren Gottesdienst. Ein Prie¬ 
ster in seiner gelben Amtskleidung stellte sich an den Rand des heili- 
*) ©emmen sind Steine, besonders Edelsteine, in die Figuren vertieft 
oder erhaben geschnitten sind. Steine mit erhabenen Figuren nennt 
man insbesondere C am een.
	        
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