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Sumatra. 531
wiewohl durch den letzten Brittischen Gouverneur Raffles, der
1818 mehrere Züge in das Innere unternahm, und durch Anderson,
den die Britten von der Prinz Wales-Insel aus zur Bereisung der
Ostküste Sumatras 1823 abschickten, einige Kenntniß von diesen Ge¬
genden verbreitet worden ist.
In Hinsicht der physischen Beschaffenheit zerfallt Sumatra in
3 Abtheilungen, in die Ost- und Westküste und in das Innere. Was
zuerst die West- oder die dem Indischen Ozean zugekehrte Küste be¬
trifft, so reichen die Gebirge des Innern längs derselben bis dicht ans
Meer und enden in Steilabfallen, daher ist sie meistens hoch, bergig,
der Küstensaum schmal und im Ganzen wenig ergiebig. Sehr ver¬
schieden von ihr ist die Ostküste, die auffallend breit und im Ganzen
eben, aber fast durchaus mit dichtem Urwalde bedeckt und mit einem
meist sumpfigen, in der Regenzeit oft weithin überschwemmten Boden
versehen ist. Diese sumpfige Waldwildniß ist nur spärlich angebaut,
kleine Dörfer liegen zerstreut an den Flüffen, von den undurchdringli¬
chen Wäldern umgeben, allein allenthalben ist der Boden von gleicher
überraschender Fruchtbarkeit. Große Ströme durchschneiden ihn, sie sind
die einzigen Straßen längs der ganzen Küste, an ihnen leben die Ein¬
wohner allein, die Wälder und Sümpfe den Affen, Rhinocerossen,
Alligators, Tigern rc. überlassend. Diese Ströme sind zugleich die Han-
chelskanale, welche das Innere und die Küste mit dem Meere verbin¬
den, denn obschon alle mehr oder weniger an den Mündungen durch
Schlamm verstopft, sind die bedeutendern doch für größere Schiffe weit¬
hin zu befahren. Diese beiden Küsten trennt ein Gebirgsland, wel¬
ches das Innere, die dritte Hauptabtheilung Sumatras einnimmt, das
eine Reihe von kleinen Hochebenen bildet, die in Fruchtbarkeit und Reich¬
thum an natürlichen Hülfsquellen mit den ergiebigsten Theilen Asiens
wetteifern und vor den reichen Ebenen der Ostküste das gemäßigtere
gesunde Klima voraus haben, und gewiß die zuerst kultivirten Theile
der Insel gewesen sind. Dieses Gebirgsland des Innern ist der inte¬
ressanteste, aber auch am wenigsten bekannte Theil der Insel. Man
steigt aus der westlichen Küstenebene zu deniselben über eine steil zur
Küste abfallende Gebirgskette, die längs der ganzen Küste mit dichtem
Hochwalde bedeckt ist. Und dieser unbewohnte Waldgürtel ist bisher
ein Haupthinderniß des Vordringens ins Innere gewesen. Die höch¬
sten Berge dieses Gebirgslandes sind der G un ong -Kosumbra,
der Gunong Passaman oder Berg Ophir und der Gunong
Berapi. Der erste ist 14,250, der zweite 13,000 und der dritte,
ein stets rauchender Vulkan 12,200 F. hoch. Der Ophir liegt gerade
unter dem Äquator und der Westküste am nächsten.
Sowohl das Thier- als Pflanzenreich entfalten sich in Sumatra
in äußerster Üppigkeit. So finden wir hier unter andern die größte
bekannte Blume der Welt, die Rafslesia, welche Pflanze sich gerade
aus einer horizontalen Wurzel erhebt und aus runden Blattern besteht,
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