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A si e n. 
zählt Folgendes: „Kein Dayak kann die Tochter eines Kriegers Hei¬ 
mchen, wenn er nicht vorher wenigstens einen oder 2 Köpfe abgeschnit¬ 
ten hat, und wenn ein junger Mann Heirathsvorschläge macht, so wer¬ 
den sie an den Häuptling berichtet, der ihn und den Vater des Mäd¬ 
chens vor sich ruft, und beide fragt, wie viel Köpfe sie besitzen. Wenn 
der alte Mann 10 besitzt, so muß der junge 5 aufweisen können, da 
nach dem angenommenen Maßstabe der Liebhaber zur Zeit, wenn er 
seines Schwiegervaters Alter erreicht haben wird, den Rest vollends er¬ 
beutet haben kann. Sollte aber der junge Mann nicht die Hälfte be¬ 
sitzen, so kann er für das erste keinen fernern Schritt thun; er nimmt 
daher einige seiner Freunde mit sich, sie besteigen ein Boot und fahren 
an der Küste hin, bis sie ein Dorf finden, wo zufällig die jungen 
Männer abwesend sind; sie überfallen dann dasselbe und hauen dann 
die Köpfe ab; doch müssen cs Köpfe von Männern seyn, denn Wei¬ 
berköpfe werden nicht angerechnet. Gewöhnlich bringen sie jedoch einige 
lebende Mädchen und Kinder mit, um sie dem Häuptling und seiner 
Frau als Sklaven zu schenken. Oft bleiben sie Z Monate auf einem 
solchen Zuge aus. Sobald die Zahl der Köpfe voll ist, rudern sie so 
schnell als möglich nach Hause und schicken einen Boten an die Braut, 
welche sich putzt und ihnen von ihren Verwandten begleitet entgegen 
zieht. Die Köpfe werden immer zuerst in der Nahe des Hauses des 
Häuptlings aufgestellt. Der Liebhaber nimmt bei der Annäherung fei¬ 
ner Braut 2 Köpfe in die Hände und übergiebt sie ihr, so wie nach 
und nach die übrigen. Hierauf tanzen sie mit wilden Geberden und 
lautem Beifall des Häuptlings und des Volks um einander herum. 
Die Köpfe werden von dem Häuptlinge untersucht, um sich zu über¬ 
zeugen, daß sie frisch sind. Daher dürfen sie nicht geräuchert, noch 
das Gehirn herausgenommen seyn, damit man nicht glauben könne, 
er habe alte entlehnt. Da nun die Familienehre des Schwiegervaters 
gerettet ist, so bittet er den Häuptling um seine Einwilligung, die nie 
versagt wird; die gefangenen Kinder und Weiber werden ihm dann ge¬ 
schenkt und ein Fest gegeben, und das junge Paar ißt zusammen. 
Hierauf wird ihnen alle Bekleidung abgenommen; sie setzen sich auf 
den Boden, und alte Weiber werfen Reißkörner über sie, mit einer 
Art von Gebet, daß sie so fruchtbar als diese Pflanze seyn möchten. 
Übrigens wurde Dalton wahrend seiner Gefangenschaft von vielen 
Häuptlingen aufs Freundlichste behandelt, namentlich von einem, der 
ihn als seinen Bruder adoptirt hatte. Merkwürdig war die Art, wie 
diese Brüderschaft geschlossen wurde, wozu eine Versammlung von eini¬ 
gen Tausenden von Kriegern sich eingefunden hatte. Unter andern 
brachte bei dieser Ceremonie ein Priester eine kleine silberne Schale zum 
Vorschein, öffnete dem Häuptlinge mit einem scharfen Bambus am 
rechten Arme eine Ader und ließ die Schale beinahe voll laufen, das¬ 
selbe that er bei Dalton mit einer andern Schale und zeigte dann 
dein umstehenden Volke die beiden Schalen, hierauf gab er sowohl dem
	        
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