§. 26. Hydrographische Verhältnisse des nordöstl. Europa. S3
1) Von der Quelle bis Polock (spr.Polotök)fließt
sie auf dem Rücken der nördlichen Landhöhe.
2) Von Polock bis Dünaburg fließt sie im einge¬
schnittenen Bette von demselben herunter, an mehreren Stel¬
len, namentlich bei Drissa, Strudel und Stromschnellen bil¬
dend.
3) Ihre untere Stufe: Unterhalb Dünaburg hö¬
ren die Klippen und Felsblöcke im Strombette auf, an de¬
ren Stelle aber nun Versandungen treten. Sie nimmt den
Charakter eines Niederungsflusses an, und ergießt sich bei
Dünamünde in den rigaischen Busen. Die Düna hat
keine bedeutende, aber viele kleine, wasserreiche Zuflüsse;
daher beginnt ihre Schiffbarkeit für größere Flußschiffe
schon bei Saroscz (spr. Sarostsch); aber sie wird beschwer¬
lich durch die Strudel und Versandungen; Seeschiffe kön¬
nen bis Riga stromaufwärts.
bb) Der Niemen.
Oberer Lauf, von der Quelle bis Grodno. Schon
nahe seiner Quelle erscheint der Niemen als ein sehr wasser¬
reicher Fluß. Er entspringt auf dem breiten uralisch-bal-
tischen Landrücken. Der Niemen begleitet im oberen Laufe
den Cüdfuß desselben.
Im mittleren Laufe, von Grodno bis Kowno
oder Kauen durchbricht er ihn in der Richtung von
Süden gegen Norden; deshalb finden sich in dieser Strecke
mehrere Stromhemmungen, namentlich dicht oberhalb Kowno.
Nach Ueberwindung derselben beginnt sein
unterer Lauf, in welchem sein Bett durchaus frei ist
von jeder Beengung. Unterhalb Tilsit spaltet er sich in zwei
Hauptarme, wovon der nördliche, der Ruß, der wasserreiche¬
re, sich bei Ruß in vielen Mündungen, der südliche, die
Gilge, sich bei Gilge ins curische Haff ergießt. Sie um¬
schließen ein fruchtbares, schlammiges Deltaland, welches
durch Dämme gegen Ueberschwemmungen gesichert ist. Auf
dem linken Ufer der Gilge liegt das große Moosbruch, auf
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