Einleitung.
feg ist eine vielfach bestätigte Erfahrung, daß ^die Sachsen viel
Liebe zu ihrem Vaterlande haben. Kehrt ein Sachse, der viele
Jahre hindurch vom theuern Vaterlande entfernt war, endlich zu
demselben wieder, wie freudig begrüßt er Sachsens Grenzen! Findet
ein geborner Sachse, der Jahre lang im fernen Auslande weilte,
einen Landsmann, der jüngst erst sein Vaterland verließ, so gesellet
er sich gern zu ihm und fragt dann viel, wie es im lieben Sachsen¬
lande geht und steht. Zwar liebt nun jeder gute Mensch sein
Vaterland; aber Sachsen verdient auch diese Liebe seiner-Bewohner
vor manchem andern Lande. Bewohnen wir doch ein zwar kleines,
aber in vielfacher Hinsicht von Gott reich gesegnetes Land. Wir
nannten das Vaterland ein kleines Land, und ein solches ist es
fürwahr. Unter den zum deutschen Bunde gehörigen Ländern
nimmt es an Rang und Volkszahl zwar die vierte, aber an Flächen¬
gehalt erst die sechste Stelle ein. Sein Flächenraum ist nur 271,913.
geographische Quadrat-Meilen. Selbst das Großherzogthum Baden
ist noch einige Quadrat-Meilen größer als unser Vaterland. Vor dem
Jahre 1815 war das Königreich Sachsen weit größer. Es begriff
damals 732 geographische Quadrat-Meilen. Wie der furchtbare
Krieg, welchen der Kaiser Napoleon im Jahre 1813 führte, unserm
Vaterlande die größten Wunden schlug, da in diesem Jahre auf
unsern Ebenen manche furchtbare Schlacht geliefert und endlich
Deutschlands Schicksal entschieden wurde, so sah sich auch der gute
König, Friedrich August, genöthigt, nach beendigtem Kriege über
die Hälfte seines Landes an den König von Preußen abzutreten.
Aus diese Weise ist das Land so klein geworden, daß dasselbe, wollte
man die mittlere Länge und Breite berücksichtigen, von Morgen
nach Abend in 50, von Mittag nach Mitternacht in 30 Stunden
durchwandert werden könnte. Liegt doch die östlichste Stadt (Ostritz)
von der westlichsten (Mühltroff) nur 29, die südlichste (Markneukirchen)
von der nördlichsten (Taucha) nur 16 deutsche Meilen entfernt.
Bis zum Jahre 1835 theilte man das Land in fünf Kreise, in
den Meißner, Erzgebirgischen, Leipziger, Voigtlän¬
dischen Kreis und die Oberlausitz ein. Seit dem 1. Juli
1835 aber zählt man nur vier Bezirke, nämlich die Bezirke der
Kreisdirektionen zu Dresden, Leipzig, Zwickau und Budissin.