Full text: Beschreibung des Königreichs Sachsen

Gebirge hin bietet, auf wachem sich GrubenJebcià an Gr«bengc- 
bäude, Halde an Halde reiht. Auf dem östlichen Abhänge des 
Berges hat man ebenfalls eine herrliche Aussicht in das sehr be¬ 
lebte freundliche Schlemaer Thal. Ueberhaupt bietet die Stadt, 
vermöge ihrer hohen Lage, sowie die Umgegend, wo Berg auf Berg 
lich erhebt, namentlich auch der der Stadt gerade gegenüber steil 
und finster aufsteigende G löst berg mit der Herderruhe, dem Auge 
manchen köstlichen Genuß. Häufig besucht man zu diesem Zwecke die 
sogenannte Gold ne Höhe, einen Lustort /<2 Stunde westlich von 
der Stadt, von wo aus man eine herrliche Ansicht derselben hat; 
ferner die Richterschen Gärten, die zwar in nunmehr veraltetem 
Geschmacke angelegt, doch ein rühmliches Denkmal christlicher Barm¬ 
herzigkeit sind. Dieselben sind nämlich mit ungeheuren Kosten von 
einem Schneeberger Handelsherrn, Namens Richter, zur Zeit einer 
großen Theuerung im vorigen Jahrhundert einzig in der Absicht 
angelegt, oder vielmehr dem Felsen abgezwungen worden, um armen 
Leuten Beschäftigung und Brod zu geben. — Seit dem Sinken des 
Bergbaus zieht die Stadt ihre hauptsächlichste Nahrung aus dem 
Handel mit Spitzen und Nähwaaren. Es gibt hier mehr als 12, 
zum Theil sehr umfangreiche Handlungen, welche sich mit diesem 
Handel beschäftigen. Außerdem ist in Schneeberg eine chemische 
Fabrik, die sich eines besonderen Rufs erfreut, und in welcher neben 
andern Fabrikaten auch Neusilber oder Argentan gefertigt wird. — 
Das früher hier bestehende Lyceum, unter den Lyceen des Erzge- 
birgs das besuchteste, wurde im Jahre 1885 aufgehoben und nur 
ein Progymnasium hier belassen. Das Gebäude des ehemaligen 
Lyceums ist, durch einen Flügel vergrößert, der neu eingerichteten 
Bürgerschule überwiesen worden. 
Hart an Schneeberg grenzt N e u stä d tel. Das Städtchen wird 
meist von Bergleuten oder von solchen Handwerkern bewohnt, die 
vom Bergbau leben. Hier trifft man es oft, daß vier Familien 
eine Stube bewohnen. Die königliche Klöppelschule dieses Orts 
wird von 120 Kindern besucht. Im hiesigen Bergamtsreviere be¬ 
finden sich gegen 15 gangbare Gruben, unter welchen die bedeutendsten 
sind: W 0 l fg a n g - M a a ß e n, Daniel, G e se l l sch a ft u. s. w. 
Jede derselben liefert alle Quartale gegen 100 (Zentner Kobalt. 
Nahe bei der zuletzt genannten Fundgrube befindet sich Sachsens 
einzige Wißmuthfchmelzhütte. 
Schneeberg gehört zu den später entstandenen Städten Sachsensund ver¬ 
dankt seinen Ursprung dem Bergbau. Schon im Jahre 1478 gab es in der 
Stadt 57 und vor den Thoren 110 Gruben. Die ergiebigste Zeche war der 
S t. G e 0 r g. Da die Schnecberger Bergwerke anfangs eine reiche Ausbeute 
gaben, so konnte es nicht fehlen, daß viele Leute in der dortigen Gegend bald selir 
reich wurden. Doch der Mensch weiß Arniuth und Unglück gewöhnlich weit leichter 
zu ertragen, als Reichthum und Glück. So ging es auch damals. Die Lolite wurden 
übermüthig und verschwenderisch und ließen sich die seltensten Kostbarkeiten aus 
dem Auslande kommen. Einst luden sie auch den Herzog Albrecht den Be¬ 
herzten zu sich. Dieser nahm zwar die Einladung an, gab aber den Schneeber-
	        
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