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von Privatwaldungen in der Umwandlung des Waldbodens in
Feld im Hinblicke auf den augenblicklichen Nutzen, den letzteres ge¬
währt, zu weit gehen. Ein Land, das seiner Wälder beraubt ist,
ist ein gar ödes, trauriges Land. Die Wälder bergen die
Quellen der Flüsse, und diese Quellen müssen versiegen, wenn das
Walddach ihnen genommen wird. So befördert auch die Lebens¬
lust, welche der Wald in den Monaten des Sommers aushaucht,
wesentlich die Gesundheit eines Landes und seiner Bewohner, der
Anmuth nicht zu gedenken, welche einen Lande durch Wechsel von
Feld, Wiese und Wald gewährt wird.
Da Sachsen reich an Wiesen ist, von denen sich die meisten
im Voigtlande, Erzgebirge und im Elbthale befinden, so kann auch
die Viehzucht, besonders Rindvieh- und Schafzucht, mit
Erfolg betrieben werden. Die Fruchtbarkeit der Wiesen hat man
in neuerer Zeit durch das Bewässern derselben zu erhöhen gesucht.
Wie den Obstbau, so suchte Kurfürst August auch die Viehzucht
durch seine Musterwirthschaft auf dem Ostravorwerke zu heben. Hier
hielt er zuerst Niederländer und Holsteiner Vieh und versorgte da¬
mit seine übrigen Güter, und seine Gemahlin, die den Sachsen
unter dem Namen der „Mutter Anna" bekannt ist, soll zu Ostra
selbst für ihren Gemahl Butter zubereitet haben. Was Wunder,
wenn das Beispiel eines solchen Fürstenpaares bei Hohen und
Niedern Nachahmung fand? Wenn früher das Noigtland wegen
seiner Rindviehzucht, welche dort auch jetzt noch ausgezeichnet ist,
besonders gerühmt wurde, so hat sich jetzt auch die Rindviehzucht in
den übrigen Theilen des Landes, besonders durch Verpflanzung aus¬
ländischer Rac/en in unser Vaterland sehr vervollkommnet. Schweizer,
Tyroler, Walsenthaler, Allgäuer und Egerländer, Oldenburger, Hol¬
länder und Friesländer Rinder sind mit vielen Kosten nach Sachsen
gebracht worden, wodurch die Rindviehzucht in Sachsen bedeutende
Verbesserungen erfahren hat. Die Zahl der Walsenthaler (Wäls-
thäler?) und Allgäuer Rinder hat sich bereits auf 5000 gesteigert
und es sind dieselben ziemlich gleichmäßig im Lande vertheilt. Am
wenigsten haben sich einzelne Schweizerracen und Friesländer bewährt.
Dieselben geben wol viel Fleisch, aber,, wahrscheinlich wegen des
ihnen nicht zusagenden Heufutters, wenig Milch. Der Milchertrag
von den Walsenthaler, Allgäuer und Holländischen Kühen ist sehr
bedeutend. Eine solche Kuh liefert jährlich 3000 bis 4000 Dresdener
Kannen Milch. Die Pferdezucht, welche früher in Sachsen nicht
bedeutend war, hat in neuerer Zeit sehr gewonnen. Während frü¬
her die Pferde für die Sächsische Armee aus dem Auslande bezogen
werden mußten, hat jetzt Sachsen die nöthigen Militärdienstpferde
selbst. Als im 1.1850 die Sächsische Armee gerüstet und vollzählig
gemacht werden mußte, stellte das Land so viele tüchtige, zum
großen Theil im Lande gezogene Pferde zur Verfügung, daß
deren Zahl allgemeines Staunen erregte. Außerdem liefert Sach-