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Ihle, Havel mit der Spree auf der rechten Seite; auf der linken Seite hingegen die
Mulde, Saale mit der Unstrut. Von den Nebenflüssen ist nur die Saale schiffbar. Von
den Landseen sind zu merken: der Arendsee und die beiden Mannsfelder Seen. Der
Pla u en'sche Kanal verbindet die Havel mit der Elbe. Seine Länge beträgt 4y2 Meilen.
Gebirge. Der nördliche unv östliche Theil ist größtentheils eben, im Westen tritt
der Harz mit seinen Vorgebirgen in die Provinz und im Süden streift der Thüringer
Wald an dieselbe. Die Gebirge stehen durch die in Südwesten sich erhebenden Rücken,
die hohe Finn, Schmücke, Hainleite, Eichsfeld u. a. in Verbindung.
Produkte. Sachsen gehört zu den gesegnetsten Provinzen des Staates. Das
Mineralreich liefert Silber, Kupfer, Blei, Eisen, Stein- und Braunkohlen und Ueberfluß
an Salz. Ferner liefern über 700 Steinbrüche Kalk, Gyps, Bruchsteine, Schiefer, Mühl¬
steine und Flußspath. In 329 Gruben sind 6000 Arbeiter und in 70 Hütten über 20000
Arbeiter beschäftigt. Ackerbau und Gartenbau werden mit großem Erfolge getrieben. Ge¬
treide, Oelfrüchte und andere Handelsgewächse werden ausgeführt. Der Zuckerrübenbau
hat in jüngster Zeit einen solchen Aufschwung erfahren, daß jährlich 133,0U0 Ctr. Rü¬
benzucker fabrizirt werden können. Wichtig ist auch die Erzielung von Gemüse- und
Blumensämereien, und hat Erfurt und Quedlinburg darin die größten Handlungshäuser.
Durch ausgedehnten Futterbau nimmt die Viehzucht einen gedeihlichen Fortgang.
Gewerbe und Handel befinden sich im blühenden Zustande und werden dieselben
durch die zahlreichen Eisenbahnen und durch die Schifffahrt gefördert. Tuchweberei,
Stärke- und Zuckerfabrikation, zahlreiche Oelmühlen, blühende chemische Fabriken beschäfti¬
gen viele fleißige Bewohner.
Die Provinz zerfällt in folgende Regierungsbezirke:
1. Regbz. Magdeburg 216 V« HjM. mit 691,400 Einw.
2. - Merseburg 188-/4 - - 742,600 -
3. - Erfurt 61-/4 - - 347,300 -
§. 92.
Die wichtigsten Städte in der Provinz Sachsen.
Magdeburg, 56, mit den Vorstädten 70, starke Festung am linken Elbufer, Sitz
des Oberpräsidenten und der Regierung, ansehnliche Fabriken, blühende Schulanstalten
u. s. w. Der Dom ist eines der merkwürdigsten Denkmäler altdeutscher Baukunst. Er
ist das einzige Gebäude, welches bei der Zerstörung im 30jährigen Kriege durch Tilly
verschont blieb. Groß-Wanzleben, 3, alte Stadt aus dem 9. Jahrhundert in frucht¬
barer Ebene. Wollmirstädt, 4, Egeln, 3, Seehausen, 2 % — in deren Umgegend Mar¬
mor- und Gypsbrüche sich befinden. Stendal, 8, schöner Dom mit Glasmalereien,
Gymnasium, Gerbereien. In Stendal wurde 1488 das erste Buch in der Altmark ge¬
druckt. Auch wurde hier der berühmte Kunstkenner Winkel mann geboren. Tanger¬
münde, 5, früher Residenz der Markgrafen. Osterburg, 3, in der fruchtbaren W i sch e
gelegen, woselbst der Lupinenbau im Großen betrieben wird. Salzwedel, 8, oft Sitz
der Markgrafen, sehr schöne Kirchen. Gardelegen, 6, Lehrerseminar; hier der Dichter
Tiedge geboren. Reu-Haldensleben, 5, Fabriken, großartige Bierbrauereien, in
der Umgegend ergiebiger Hopfen-, Obst- und Tabaksbau. Oschersleben, 5; Gröningen, 3.
Wernigerode, 6, Hauptstadt der gefürsteten Grafschaft Stolberg-Wernigerode,
am Fuße des Harzes, in reizender Gegend; lebhafte Gewerbe, in der Nähe Hütten- und
Eisenwerke. Halberstadt, 20, sehr alte Stadt mit lebhaftem Handel und blühendem