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Gewerbthätigkeit. Straßburg, 4, Templin, 3, Zehdenik, 3. Neuruppin, 10, Gymnasium,
schönes Schloß und sehenswerthe Lazaruskirche. Wittstock, 6, Landarmen- und Jnva-
lidenhaus. Pritzwalk, 4'/z, Kyritz 3'/s- Perleberg, 6, große Flachsmärkte. Havelberg, 6,
Schiffbau und Schifffahrt, schöne Domkirche und Landarmenhaus.
Frankfurt a. d. Oder, 30, Regierungsstadt, Oberlandesgericht; hatte früher eine
Universität, welche 1811 mit Breslau vereinigt wurde; Handel, Schifffahrt und Messen.
Landsberg, 12, mit ansehnlichen Woll- und Getreidemärkten, Gymnasium, Strafanstalt.
Berlinchen, Soldin, Arenswald und Driesen sind Städte von 4—5000 Einw. Kö¬
nigsberg in der Neumark, 6, Gymnasium und schöne goth. Marienkirche. Küstrin, 8,
starke Festung. Krossen, 7, Weinbau, Tuchfabriken, Handel und Schifffahrt. Zülli-
ch a u, 5, Waisenhaus und Gymnasium, in der Umgegend Obst-, Wein- und Hopfenbau.
Schwiebus, 5, Tuchfabriken. Guben, 11, Tuchwebereien, Obst- und Weinbau, Schiff¬
bau und Schifffahrt. Sorau, 7, Irrenhaus und Wachslichterfabriken. Spremberg, 5,
Wollmärkte und Tuchfabriken. Kottbus, 8, alte Stadt mit Gymnasium und Waisen¬
haus. Luckau, 4, Irrenhaus, Tuchfabriken, die Franzosen von Bülow geschlagen. Lübben, 5,
Schloß, Jnquisitoriat. —
8. 95.
Die Provinz Schlesien.
Die Provinz Schlesien besteht aus dem Herzogthum Schlesien, der Grafschaft Glatz
und der preußischen Oberlausitz, ist 742 sUMeil. groß und hat 3,065,800 Einw. Sie
ist also die volkreichste aller preußischen Provinzen. Sie wird begrenzt von Brandenburg,
der Provinz Sachsen, dem Königreich Sachsen, Böhmen, Mähren, österreichisch Schlesien,
Galizien, Krakau, Polen und Posen.
Flüsse. Mitten durch die Provinz fließt die Oder und theilt dieselbe in Ober¬
und Niederschlesien. Innerhalb der Provinz nimmt sie folgende Nebenflüsie auf: Neiße,
Weistritz, Katzbach, Malapane, Bober und Bartsch; die drei erstern auf der linken, und
die drei andern auf der rechten Seite. Die kleineren Flüsse sind natürlich hier nicht ge¬
nannt. Ein kleiner Theil der Provinz in SO. gehört dem Weichselgebiet an. Die Oder
ist von Ratibor für kleinere, vonKosel aus für mittlere und von Breslau aus für
größere Fahrzeuge schiffbar.
Gebirge. Der nördliche und nordöstliche Theil der Provinz ist eben, der südliche
Theil hingegen ist sehr gebirgig. Es sind die Sudeten, welche auf der südwestlichen
Grenze in die Provinz treten, davon der höchste Theil das Riesengebirge, an welches
sich das Lausitzer-Gebirge anlehnt. Die Niesen- oder Schneekoppe ist 4950 F.
hoch, und auf ihrem Gipfel steht eine im Jahre 1681 erbaute Kapelle, die nunmehr zum
Ausenhalte der Reisenden dient. Die Sturmhaube ist 4500 und die Tafelfichte
3500 Fuß hoch. Auch ist noch merkwürdig der Zobtenberg, welcher in einer Höhe
von 2200 Fuß zwischen Schweidnitz und Breslau isolirt dasteht. Das Riesengebirge ist
reich an schönen Aussichten und wird deshalb häufig von Reisenden besucht.
Produkte. Die Provinz ist sehr fruchtbar zu nennen. Außer den gewöhnlichen
Getreidearten und Obstsorten wird der Krapp und vorzüglicher Flachs gebaut. Der Reich¬
thum an wildwachsenden Pflanzen ist sehr groß. Um Grüneberg, Beuthen u. s. w. wird
sogar etwas Wein gebaut. Die Schafzucht ist ziemlich bedeutend, die Rindviehzucht läßt
indessen viel zu wünschen übrig. Am ergiebigsten aber ist das Mineralreich; in 290 Gru¬
ben werden über 15,000 Arbeiter, und in 400 Steinbrüchen über 2500 Arbeiter be-