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S- 5.
Größe der Erde.
Da die Erde eine Kugel ist, so lassen sich alle geometrischen Bestimmungen auf sie
anwenden. Hatte man ihren Durchmesser, so konnte man Umfang und Körperinhalt
berechnen; oder aus dem Umfange ließ sich der Durchmesser bestimmen. Wie hat man
aber das Eine oder das Andere gefunden? Man konnte weder eine Meßstange durch die
Erde stecken, noch eine Meßkette um die Erde ziehen. Wie hat's also zugegangen? Nun,
man hat die Erde am Himmel gemessen, und zwar auf folgende Weise. Jede Kreislinie
wird in 360 Theile getheilt, und jeder Theil heißt ein Grad. Am Himmel hat man
sich auch solche Kreislinien gedacht und in Grade eingetheilt. Der Sternkundige stellte
sich nun so, daß er einen festen Stern in seinem Zenith hatte und suchte durch ein
Instrument, den Quadranten, einen andern Stern, der um einen Grad von dem Stern
in seinem Zenith entfernt war. Nun ging er dem zweiten Stern so lange nach, bis er
denselben in seinen Zenith bekommen und hatte dann einen Grad der Kreislinie auf der
Erde zurückgelegt. Diese Entfernung wurde gemessen und betrug 15 geographische Meilen.
Man ließ es aber nicht bei einem Versuche bewenden, sondern wiederholte solche Grad¬
messungen an verschiedenen Orten, und das Resultat kam richtig heraus, wie das Faeit
eines Rechenexempels. War ein Grad gleich 15 Meilen, so betrug der Umfang
360 x 15 — 5400 Meilen. Daraus berechnete man den Durchmeffer, der sich auf
1720 Meilen herausstellte, und aus Umfang und Durchmesser ergab sich der Inhalt der
Erdoberfläche auf 9,282,600 □ Meilen und ihr körperlicher Inhalt auf 2662 Millionen
Kubikmeilen. So hat man's berechnet.
S- 6.
Von den Kreisen, die man sich um die Erde gezogen denkt.
Die Erde dreht sich, wie wir später'sehen werden, um sich selbst. Die gerade Linie
nun, welche man sich mitten durch die Erde gehend denkt und um welche sich die Erde
dreht, heißt die Erdachse. Der nördliche Endpunkt dieser Erdachse wird Nordpol
und der südliche Endpunkt wird Südpol genannt. Rund um die Erde, gleich weit von
beiden Polen entfernt, denkt man sich einen Kreis gezogen, der die Erdkugel in zwei
Hälften theilt, in die nördliche und in die südliche Halbkugel. Dieser Kreis wird
Gleicher oder Aequator genannt. Die Seefahrer nennen ihn die Linie. Die größten
Kreise, welche durch beide Pole gehen und den Aequator senkrecht durchschneiden, werden
Meridiane oder Mittagskreise genannt, weil alle Orte, welche cu§ ein und demselben
Meridian liegen, zu gleicher Zeit Mittag haben, Man nennt sie auch Längenkreise, weil
sie zur Bestimmung der geographischen Länge dienen. Ferner bemerken wir noch auf
einem Globus oder auf den Planigloben Kreise, welche parallel mit dem Aequator laufen.
Man nennt sie Parallelkreise oder Breitenkreise, weil sie zur Bestimmung der geographischen
Breite dienen.
8- 7.
Was versteht man unter geographische Länge und Breite?
Wie schon früher bemerkt wurde, theilt man jeden Kreis in 360 Grade ein. An
einem Meridian kann man nun zählen, um wie viele Grade ein Ort vom Aequator