Amerika.
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a) Die Hälfte aller argentinischen Wolle sowie y3 seines Weizens und seiner
Rindshäute gehen nach Deutschland, dann auch viel Mais und Hafer. Wir liefern
dorthin vorzugsweise Metallwaren (V4 unserer Ausfuhr nach Argentinien), dann Web¬
waren und Erzeugnisse der elektrischen Industrie (elektrische Straßenbahnen in Buenos
Aires und Rosario). Die Eisenbahnen dagegen sind zumeist mit englischem Gelde gebaut.
Unser Gesamthandel mit Argentinien hat bereits y2 Milliarde überschritten,
davon entfallen 3/ö (etwa 360 Mill.) aus die Einfuhr von dort.
b) Der Zahl nach stehen die Deutschen Argentiniens hinter Italienern, Spaniern
und Franzosen weit zurück. Geschlossene deutsche Siedelungen (wie in Brasilien)
gibt es nicht. Gleichwohl spielen die über das ganze Land verteilten
Deutschen im Handel die Hauptrolle. Daneben betreiben sie als
Farmer Ntusterwirtschaften für Viehzucht, Weizen- und Gemüsebau. Insgesamt
sind etwa 18 000 Reichsdeutsche in Argentinien angesiedelt.
5. In zweiter Linie ist Brasilien wichtig für den Handelsverkehr mit Deutschland.
a) Im Laufe der letzten 10 Jahre hat sich unser Gesamthandel mit Brasilien
verdoppelt und bleibt (mit 450 Mill.) nicht mehr weit hinter % Milliarde zurück.
Deutschland ist das drittwichtigste Verkehrsland. Von dem Gesamthandel ent¬
fällt 2/3 auf die Einfuhr von dort. Wir erhalten besonders Kaffee (% der Ein¬
fuhr), dann Kautschuk und Guttapercha, Rindshäute, Tabak, Kakao. Wir liefern
nach Brasilien namentlich Web- und Metallwaren.
b) Im Gegensatz zu Argentinien gibt es in Brasilien geschlossene deutsche Siede¬
lungen, namentlich im südlichen Teile. In der Provinz Rio Grande allein
wohnen 1U Million Deutsche, dann ist auch in S a n t a C a t a r i n a das Deutsch¬
tum stark vertreten. Der Hauptteil des Handels liegt in deut¬
schen Händen (vgl. Argentinien). Gegen 200 deutsche Großfirmen sind tätig
mit einem Kapital von y2 Milliarde Mark. Besonders lebhaft beteiligt sind sie am
Kaffeehandel (Häfen: Rio und Santos), Gummihandel (Para) und Tabakhandel
(Bahia). Die Zahl aller Deutschen in Brasilien schätzt man auf 400 000 (Einwohner¬
zahl von Frankfurt a. M.).
6. In Chile wohnen nur etwwso viel Reichsdeutsche (20 000) wie in Argentinien,
doch nehmen sie hier eine einflußreiche Stellung ein als Gelehrte und Lehrer, In¬
genieure, Ärzte und Apotheker. Besonders in dem bevorzugten Südchile vertreten
sie die Bildung und den Wohlstand. Über 100 hochangesehene deutsche Handels¬
häuser beherrschen in den Hafenstädten vielfach die Ein- und Ausfuhr, namentlich
in V a l d i v i a, zum Teil auch in B a l p a r a i s 0. Großschlächtereien, Gerbereien,
Schuhfabriken u. a. sind infolge deutscher Tatkraft aufgeblüht. In den Salpeterfeldern,
die % der chilenischen Gesamtausfuhr liefern, sind bedeutende deutsche Kapitalien
angelegt. Die chilenische Armee ist nach preußisch-deutschem Vorbild und unter
Leitung deutscher Offiziere umgestaltet worden. Man bezeichnet Chile auch wohl
als das Preußen Südamerikas. Unser Gesamthandel mit Chile be¬
trägt rund V4 Milliarde. Davon entfällt auf die Einfuhr von dort etwa 2/3;
sie besteht hauptsächlich in Chilesalpeter. Wir liefern dorthin vorzugsweise
Metall-, Web- und Glaswaren.
7. Auch in den kleineren Republiken Südamerikas sind deutsche Kräfte und
deutsches Kapital vielfach an der Arbeit.